66. Brief — An Maria Baptista, Priorin in Valladolid
Segovia, Ende September 1574
Abschluß der Stiftung zu Segovia. Vorbereitungen zu der Klosterstiftung in Veas.
Jhs
Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!
Für den Schmerz, den ich deshalb empfinde, weil ich abreisen muß, ohne Sie besuchen zu können, habe ich, wie es scheint, einen Trost in dem Schmerze, der Sie aus demselben Grunde quält. Übrigens kann der Herr die Dinge in kurzem so ordnen, wie wir es jetzt nicht vermuten, so daß ich auf längere Zeit zu Ihnen auf Besuch kommen kann, als mir dies von hier aus möglich gewesen wäre. Ein kurzes Zusammensein würde uns auch nur sehr ermüden. Da verginge die Zeit mit Entgegennahme von Besuchen, wir würden uns zu weiteren Unterredungen des Schlafes berauben; und da ich so große Freude hätte, mich mit Ihnen zu unterhalten, so würde es wohl auch an manchem mäßigen Worte nicht fehlen. Ich möchte Ihnen gerne mehreres sagen, aber ich kann es dem Papier nicht anvertrauen. Ein Punkt wäre der, daß ich bei dem Magister Medina nicht in Ungnade stehen möchte. Glauben Sie mir, ich habe meine Zwecke im Auge und auch schon einigen guten Erfolg davon wahrgenommen. Aus diesem Grunde wollen Sie nicht unterlassen, ihm den Brief zu senden. Im übrigen machen Sie sich nichts daraus, wenn er kein so großer Freund von uns ist; denn er hat keine solche Verbindlichkeit gegen uns. Es liegt auch gar nichts daran, was er über mich spricht. Warum aber teilen Sie mir nicht mit, was er sagt?
Ich mache Ihnen die Mitteilung, daß ich dem Pater Provinzial berichten, man habe sich viele Mühe gegeben, Ihnen die Samanó wegzunehmen. Wissen Sie, was ich mir bei dieser Sache denke? Gott will, daß die dortigen Schwestern ehrbare Arme seien, wie ihnen Gott in Casilda eine gegeben hat, die es wirklich ist und einen größeren Wert hat als alles Geld. Es scheint, daß diesen Gedanken auch der Pater Visitator gehabt habe und sich damit bei mir entschuldigen wollte; wenigstens hat er den Pater Orellana sehr in Schutz genommen, und so glaube ich, jene habe es selbst gewollt. Es ist mir bereits zuwider, von jener Gesegneten zu reden.
Nach dem Briefe, auf den Sie mir Antwort gaben, habe ich Ihnen noch einen Brief durch einen Theatiner, oder ich weiß nicht, durch wen, übersendet. Es war, wie ich mich erinnere, jener, durch den Sie die Briefe an die Priorin [des Klosters] von der Mutter Gottes zu senden pflegen. In jenem Briefe berichtete ich Ihnen, daß wir das notwendige Geld aufgetrieben haben und alles, Gott sei Dank, beendigt ist. Ich habe große Eile, damit wir in das Haus einziehen können, ehe ich abreise, weiß aber nicht, ob man es noch räumen werde. Der Umzug dorthin macht wenig Mühe, weil es in der Nähe des Hauses steht, das wir jetzt bewohnen. Haben Sie deshalb keine Sorge! Gott vergelte Ihnen Ihre guten Ratschläge! Ich meine, auch das Ausgestrichene recht gelesen zu haben. Sie sollen wissen, daß Veas nicht in Andalusien liegt, sondern noch fünf Meilen von der Grenze entfernt ist; denn daß ich in Andalusien kein Kloster gründen kann, weiß ich wohl.
Das Buch hatte ich, wie ich glaube, nach der Abreise des Bischofs nach Madrid nur noch zwei oder drei Tage hier. Ich sollte es ihm dorthin nachsenden, allein nachher wußte ich nicht, wo er dort Wohnung genommen. Man wird es Ihnen zustellen; übergeben Sie es ihm bei seiner Ankunft, wie es ist, vorher aber, und zwar gleich, den beiliegenden Brief. In ihm sende ich auch einen Gruß an Doña Maria.
Als Priorin werde ich die Anna von Jesu mitnehmen. Sie ist von Placencia und eine von denen, die wir im St. Josephskloster aufgenommen haben; von da kam sie nach Salamanka, wo sie noch ist. Für jetzt weiß ich keine andere, die für dort passen würde. Von der einen der beiden Stifterinnen erzählt man erstaunenswerte Dinge bezüglich ihrer Heiligkeit und Demut; indessen sind beide tüchtig. Da darf ich keine Nonne mitnehmen, die mit ihren Unvollkommenheiten sie anstecken könnte; denn es handelt sich hier um ein Kloster, dessen Gründung, wie man sagt, der Anfang zu vielem Guten sein wird. Dies sage ich in bezug auf die Nonne, die Sie mir empfehlen. Es wird, wenn es Gott gefällt, bald noch ein anderes Kloster gestiftet werden. Allein eine Nonne, die sich mit Ihnen nicht vertragen kann, würde für eine anfängliche Stiftung ein schlechter Baustein sein. Außerdem hätte ich sehr gewünscht, Sie von ihr zu befreien. Von den Schwestern, die aus Pastrana gekommen sind, müssen vier mitgehen, und auch diese sind noch zu wenig. Denn mit den beiden, die jetzt bald eintreten werden, wären wir hier zweiundzwanzig, und wenn sechs gehen und die Priorin, die nicht von hier ist, und die Subpriorin, so bleibt immerhin noch eine ziemlich große Zahl hier. Auch sind vier Laienschwestern hier, die in Wahrheit recht tüchtig sind. Es müssen darum notwendig mehr Nonnen weggenommen werden; denn wie ich höre, wollen hier sehr vortreffliche Leute eintreten. Bedenken Sie also, wie man jetzt die Stiftung zu Veas unterlassen könnte; es ist sogar noch ein anderes Kloster notwendig. Von den beiden, die, wie ich sagte, bald eintreten werden, wird die eine, die 1500 Dukaten [Aussteuer] besitzt, schon am Samstag kommen. Diese setzt durch ihren Eifer alle in Staunen, und ich weiß nicht, wo das hinaus will. Die Schwestern hier sind, ich versichere Sie, ausgezeichnet.
Sie glauben, meine Tochter, mir einen großen Dienst zu erweisen mit Ihrem Rate, daß ich jetzt nicht reisen soll. Dennoch muß es in diesem Winter geschehen, weil Gott es so gefügt hat; ich weiß nicht, wie es mir in diesen kalten Gegenden ergehen wird, nachdem ich erfahren, wie schlecht mir die Kälte hier bekommen ist. Glauben Sie ja nicht, daß es etwas Geringes war, was ich da ausgestanden habe. Es ist möglich, daß...
