153. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph,
Priorin in Sevilla
Toledo, am 13. Dezember 1576
Einige Klosterangelegenheiten in Sevilla.
Jhs
Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!
Bis man mir nicht mitteilt, daß das Fieber Sie verlassen hat, werde ich immer in Sorgen um Sie sein. Sehen Sie, ob nicht Bleichsucht Ursache dieses Fiebers ist, wie es bei Personen vorkommt, die an Blutarmut leiden. Ich habe, obgleich ich dieser Gefahr selten ausgesetzt war, dennoch durch Fieber vieles ausgestanden. Mein Heilmittel bestand in Räucherungen von angezündetem Saufenchel, Koriander, Eierschalen mit etwas Öl, ein wenig Rosmarin und ein bißchen Lavendel, indem ich, im Bette liegend, diesen Rauch einatmete. Dieses hat mich, ich versichere Sie, wieder hergestellt. Es sei dieses nur für Sie allein gesagt; indessen halte ich es für gut, daß Sie es einmal probieren. Fast acht Monate wurde ich einmal vom Fieber gequält, und auf dieses Mittel hin hat es mich verlassen.
Ich kann Gott nicht genug dafür danken, daß Blasius in der Nacht anwesend war, als die »gute Alte« starb. Möge unser Herr diese Seele zu sich genommen haben, wie wir hier darum zu ihm gefleht haben! Es ist wohl nicht nötig, ihre Schwester und ihre Nichte zu trösten. Entrichten Sie diesen meine Empfehlungen! Sie haben Ursache, sich zu freuen, daß sie zum Genusse Gottes gelangt ist. Aber Beatrix handelt nicht recht mit ihrem Verlangen; sie soll sich in acht nehmen, daß sie durch ihr törichtes Benehmen sich nicht versündige. Sie haben mir eine große Liebe erwiesen, daß Sie mir über diesen Vorfall alles so ausführlich schrieben, und es hat mich sehr gefreut, daß die Schwestern eine so gute Erbschaft machten.
Es scheint, daß Sie der Teufel noch nie so in Kleinmut versetzt hat wie mich, als ich in Sevilla mich aufhielt. Jetzt sehe ich deutlich, daß er es war; denn hier ist mein früherer Mut wieder zurückgekehrt. Ist es wirklich wahr, was der Prior de las Cuevas an Pater Mariano schreibt, daß Sie durch ein Röhrchen gleich der Größe eines Strohhalms Wasser erhalten? Ich sehe nicht ein, wie dieses geht, allein es würde mich sehr freuen. Er nimmt sich in der Tat dieser Sache so an, als beträfe sie ihn selbst. Gepriesen sei der Herr, daß dieser Prior uns gegenüber so liebevoll ist! Hier lege ich einen Brief für ihn bei. Tausend Grüße an alle Schwestern, insbesondere an meine Gabriela, deren Briefe mir große Freude machen. Teilen Sie mir mit, ob sie das Amt einer Windnerin gut verwaltet, und vergessen Sie nie, mich der Delgada zu empfehlen. Schreiben Sie mir auch, ob der gute Pater Bartholomäus de Aguilar gesund ist. Ich begreife nicht, wie Sie noch krank sein können, da Sie doch unseren Vater bei sich haben. Es ist wirklich wahr, Gott verleiht uns jeden Tag Gnaden, die wir nicht zu benützen wissen.
Das Land, in dem mein Bruder sich aufhält, heißt Peru. Ich glaube aber, daß er jetzt noch weiter entfernt ist. Laurentius wird es mir schreiben. In jedem Fall hat er noch keinen bestimmten Wohnsitz, um sich mit unserer Angelegenheit beschäftigen zu können; denn er ist noch nicht verheiratet und befindet sich, wie man sagt, heute da, morgen dort. Ich habe meinem Bruder Laurentius Ihren Brief übersendet. Man könnte dem Augustin mitteilen, in welchem Lande sich jener Mann befindet, von dem Sie reden, und vielleicht würde er jemand wissen, durch den die Sache besorgt werden könnte. Erkundigen Sie sich darüber und schreiben Sie mir!
Es wäre gut, wenn von der Aussteuer der Beatrix das Haus bezahlt werden würde. Denn sie war, wie ich glaube, die Ursache, daß wir es bezogen haben. Sagen Sie der Gabriela, sie möge mir immer berichten, wie es den Schwestern in Paterna ergeht, damit nicht Sie diese Mühe haben. Man darf sich nicht wundern, daß diese Schwestern noch nicht vollkommen in Ruhe sind. Fragen Sie meinen Vater, ob es nicht gut wäre, wenn Margaretha nach Paterna gesandt würde. Diese hätte sicher Mut genug, um dorthin zu gehen. Und ich glaube auch, daß sie Profeß machen könnte, obwohl ich mich jetzt nicht erinnere, wann sie eingekleidet wurde. Denn diese beiden Schwestern scheinen mir ganz vereinsamt zu sein, und falls eine von ihnen krank werden würde, so wäre das eine schlimme Sache. In Sevilla wird es an Laienschwestern nicht fehlen. Gott sei mit Ihnen! Amen.
Heute ist das Fest der heiligen Lucia.
Euerer Ehrwürden
Theresia von Jesu
Aus beiliegendem Briefe des Arztes werden Sie sehen, wie es der Priorin von Malagón ergeht. Lesen Sie auch die zwei anderen Briefe! Damit Sie nicht selber tun, was ich der (Elisabeth) vom heiligen Franziskus auftrage, schicke ich den Brief an sie unverschlossen. Siegeln Sie die beiden Briefe. Wenn Ihnen Pater Prior die für mich bestimmten Kupferstiche gibt, so behalten Sie mir ja keinen davon zurück! Er wird Ihnen schon selbst so viele geben, als sie wünschen!
Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph, Karmelitin.
