281. Brief — An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid
Ávila, am 9. Juni 1579
Danksagung für die Beisteuer zur Reise nach Rom. Güte des Paters Angelus de Salazar. Mitgift der Doña Casilda de Padilla.
Jhs
Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden und belohne Sie und alle Schwestern dafür, daß Sie mir durch die bereitwillige Übersendung der Quittung so freudige Pfingstfeiertage verschafft haben! Sie ist gerade zur rechten Zeit angekommen; der Bote von Madrid war noch nicht abgereist, und man hatte mir eben geschrieben, ich möchte mich mit der Einsendung dieses Zahlungsscheines beeilen. So hielt ich dessen Empfang für ein sehr großes Glück.
Ich kann Ihnen sagen, daß meine Dankbarkeit nicht größer hätte sein können, wenn dieses Geld für meine persönlichen Bedürfnisse bestimmt gewesen wäre. Sie haben dadurch alle sehr großmütig gehandelt und aufrichtiges Wohlwollen gegen mich bekundet. Der Heilige Geist wolle es Ihnen lohnen! Gott gibt Ihnen, ich versichere Sie, weit Größeres, als Sie mir gegeben haben. Lesen Sie diese Stelle meines Briefes den Schwestern vor! Ich empfehle mich recht angelegentlich in Ihre Gebete. Ich habe den Vätern in Madrid gegenüber dieselben Ausdrücke gebraucht, die Sie anwendeten, damit sie sehen, was sie an Ihnen und Ihrem Kloster haben.
Ich habe heute schon so viel geschrieben, und es ist jetzt bereits so spät, daß ich nur mehr weniges berichten kann. Vor allem bitte ich Sie um der Liebe willen, sich die notwendige Pflege zu gönnen, damit ich Sie, wenn mich der Herr zu Ihnen führt, gesund antreffe. Der Pater Vikar, Angelus de Salazar, hat mir in einem seiner Briefe schon halb und halb Hoffnung gemacht, daß ich zu Ihnen kommen werde. Es soll dies aber nur auf so kurze Zeit geschehen, daß ich darüber gar keine Freude empfinden kann; denn ich müßte so viele Meilen weit reisen mit dem Schmerzgefühl, Sie so schnell wieder verlassen zu müssen. Er meint nämlich, wie er mir schrieb, ich könnte mir Verdienste sammeln, wenn er mich mit einer Vollmacht, die er mir zuschicken werde, nach Malagón sende; ja ich könnte mir mehr Verdienste verschaffen, als wenn ich dieses Kloster gründen müßte. Er will auch, daß ich mich auf den Weg zu den Herrschaften nach Valladolid begebe, um sie zu trösten, da sie ihn darum gebeten, und er sendet mir dazu den Brief des Bischofs. Von dort sollte ich sogleich nach Salamanka reisen, um dort das Haus für die Nonnen zu kaufen. Seien Sie versichert, meine Tochter, daß dies für unsere Schwestern am notwendigsten ist, und dennoch schweigen sie, als wären sie gestorben; dies aber bestimmt mich noch mehr, ihnen diesen Dienst zu erweisen. Jetzt stellen Sie sich diese arme alte Nonne vor, die sogleich nach Malagón reisen soll! Ich sage Ihnen, daß ich darüber lachen mußte; indessen fehlt mir der Mut auch zu noch größeren Strapazen nicht. Gott möge alles leiten!
Es wäre möglich, daß noch vor der Vereinigung der Angelegenheit in Salamanka die erwarteten Beschlüsse von Rom ankämen; dann könnte ich mich länger bei Ihnen aufhalten. Die Angelegenheit in Malagón kann eine andere Nonne in Ordnung bringen.
Man vermutet, und zwar nicht ohne Grund, daß die Beschuhten mich gerne weit von Ávila entfernt sähen; und man hat Beweise dafür. Auch Seiner Paternität scheint es nicht unlieb zu sein, wenn ich ferne vom Kloster der Menschwerdung bin. Übrigens ist zur Ordnung der Angelegenheit dieser Klöster Zeit vonnöten, und so hat man keinen solchen Anlaß, meine Abreise von hier zu bekritteln, als wenn ich für nichts und wieder nichts mich entfernen würde. Der Herr leite alles, wie es am meisten zu seiner Ehre gereicht!
Pater Angelus schreibt mir in seinem Briefe, er sehe das, was er mir darin mitteile, nur als einen Entwurf seines Planes an; er müsse sich darüber noch mit Pater Petrus Fernández besprechen, und bis dahin dürfe man nichts unternehmen. Vielleicht wird er sich in dem Briefe, den er an den Herrn Bischof schreibt, noch näher erklären. Er möchte sich ebendiesen Herren in allem gefällig erzeigen und ist in der Tat nicht imstande, ihnen eine abschlägige Antwort zu geben, da er von Natur aus äußerst wohlwollend ist.
Die Errichtung des Kollegiums der unbeschuhten Väter hat er zugegeben, aber nicht die Gründung des Klosters für die Nonnen. Bezüglich des letzteren war für seine Entscheidung nur allein das Gutachten des Paters Anton von Jesu und des Priors von Atocha, die eine solche Gründung nicht für geeignet hielten, maßgebend. Mich hat diese Entscheidung gefreut, da ich immer schon gegen die Gründung dieses Klosters war, in das acht Beatinnen eintreten sollten. Da wollte ich lieber vier andere Klöster gründen.
Wie man mir mitteilt, sieht Pater Petrus Fernández sehr darauf, daß wir uns mit keiner neuen Klostergründung befassen, bis wir eine eigene Provinz bilden, selbst wenn wir dazu die Erlaubnis hätten; er gibt für diese seine Meinung stichhaltige Gründe an. Denn da der Nuntius sehr empfindlich sei und es nicht an solchen fehle, die vor ihm gegen uns sprechen, so könnte dies schlimme Folgen für uns haben.
Daß man wegen der Mitgift der Casilda einen solchen Lärm gemacht hat, war mir unangenehm. Es wird wohl darauf hinausgehen, daß man den Nonnen nichts gibt. Ich versichere Sie, man hätte nichts anderes tun sollen, als Ihnen die versprochenen 2500 Dukaten oder wenigstens 2000 Dukaten zu geben. Wozu also dieser Lärm? Nie hat man wegen einer so geringfügigen Sache so etwas getan…
