36. Brief — An Doña Maria de Mendoza in Valladolid
Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 7. März 1572
Nachrichten aus dem Kloster der Menschwerdung. Über die Aufnahme zweier Novizinnen im Kloster zu Valladolid, die nicht entsprachen.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.
Recht oft habe ich mich in dieser rauhen Zeit Ihrer erinnert, und immer habe ich befürchtet, Sie könnten dabei Schaden leiden, was leider auch der Fall gewesen zu sein scheint. Gott sei gepriesen, daß unser eine Ewigkeit wartet, wo kein Wechsel der Zeiten mehr sein wird! Möge uns Seine Majestät verleihen, diese Zeit so zu verleben, daß wir zum Genusse eines so großen Gutes gelangen können! Auf mich hat die hiesige Gegend einen solchen Einfluß gehabt, daß man meinen möchte, hier wäre nicht mein Geburtsort; denn ich glaube, kaum eineinhalb Monate gesund gewesen zu sein. Es war dies gleich anfangs, nachdem ich hier angekommen war, weil der Herr wohl sah, daß ich ohne Gesundheit nichts würde ausrichten können; jetzt leitet alles Seine Majestät. Ich sorge nur dafür, daß ich mich pflege; seit drei Wochen ist dies besonders der Fall, da ich außer dem viertägigen Fieber auch noch an Seitenstechen und Halsentzündung leide. Jedes einzelne dieser Übel könnte den Tod bringen, wenn es Gottes Wille wäre; aber mir scheint der Herr dieses Gut noch nicht gewähren zu wollen. Nachdem mir dreimal Ader gelassen wurde, befinde ich mich jetzt besser. Das viertägige Fieber hat mich verlassen, allein der fieberhafte Zustand dauert noch an, und darum werde ich morgen ein Führmittel einnehmen. Es wird mir bereits zuwider, mich so herabgekommen zu sehen. Denn nur zur heiligen Messe kann ich aus meinem Winkel gehen. Ein Zahnschmerz, den ich schon beinahe eineinhalb Monate dulde, peinigt mich noch mehr.
Ich zähle Ihnen alle diese Leiden auf, damit Sie mich entschuldigen, weil ich nicht geschrieben habe, und die Gnaden kennenlernen, die der Herr mir dadurch erweist, daß er mir gibt, worum ich ihn immer bitte. Wahrlich, schon bald nach meiner Ankunft hier schien es mir bei meiner schlechten Gesundheit und schwächlichen Körperbeschaffenheit unmöglich, eine solche Last von Arbeit auf mich zu nehmen; denn außer den in unseren Klöstern vorkommenden Geschäften sind es noch viele andere auswärtige Angelegenheiten, deren Besorgung mich ermüdet. Sie sehen also daraus, daß man in Gott alles vermag, wie der heilige Paulus sagt. Der Herr gibt mir fortwährend schlechte Gesundheit, und wenn ich trotzdem alles tun kann, muß ich zuweilen darüber lachen. Zudem läßt er mich ohne Beichtvater und so ganz allein, daß ich keinen Menschen habe, mit dem ich mich zu meinem Troste besprechen könnte, vielmehr muß ich bedächtig sein in allem. Was übrigens die Pflege des Leibes betrifft, so hat es mir noch nicht an liebender Teilnahme und an solchen gefehlt, die Sorge für mich getragen. In der Stadt hat man mir viel Almosen gespendet; denn vom Kloster nehme ich nur Brot, möchte ihm aber auch diese Ausgabe ersparen. Das Almosen, das uns Doña Magdalena gegeben, geht jetzt zu Ende. Von diesem und dem übrigen Almosen, das sie und einige andere Personen spenden, haben wir bisher den Ärmsten die tägliche Mahlzeit gegeben.
Wenn ich sehe, wie die Nonnen so wahrhaft friedlich und gut sind, tut es mir wehe, sie in solcher Armut zu wissen. Die Veränderung, die unser Herr in ihnen wirkte, stimmt zum Lobe. Jene, die ehedem sich am wenigsten fügten, sind jetzt zufrieden und mir besser gesinnt. Während dieser Fastenzeit wird von den Nonnen kein Besuch angenommen, weder von Frauen noch von Männern, und wären es auch ihre eigenen Eltern; das ist für dieses Kloster eine außerordentliche Veränderung. Alles ertragen sie mit großer Zufriedenheit. Es gibt hier wahrlich sehr große Dienerinnen Gottes, und fast alle arbeiten an ihrer Vervollkommnung. Meine Priorin wirkt diese Wunder. Und damit man erkenne, daß es sich wirklich so verhalte, hat es unser Herr gefügt, daß ich mich in einem Zustande befinde, bei dem es den Anschein hat, ich sei nur gekommen, um der Bußübung zu entgehen und auf nichts anderes zu denken als auf die Pflege meines Leibes.
Damit nun Leiden aller Art über mich kommen, schreibt mir eben die Mutter Priorin Ihres Klosters, Sie wünschten die Aufnahme einer Nonne und seien darüber ungehalten, daß man Ihnen sagte, ich wolle sie nicht aufnehmen; sie bittet mich, die Erlaubnis zu schicken, daß man diese und noch eine andere, die Pater Ripalda empfohlen, aufnehmen dürfe. Ich habe mir gedacht, die Priorin sei falsch berichtet worden. Es würde mir sehr leid tun, wenn es wahr wäre und Sie mir wirklich zürnten. Denn Sie können mir Vorwürfe machen und befehlen; aber ich kann nicht glauben, daß Sie mir zürnen, ohne es mir zu sagen; ich glaube vielmehr, Sie haben sich nur so gezeigt, um der zudringlichen Bestürmungen jener los zu werden [die die beiden empfohlen haben]. Ist dies wirklich so, dann ist es mir ein großer Trost; denn mit den Vätern der Gesellschaft Jesu weiß ich mich schon zu verständigen. Diese würden gewiß nie mir zuliebe jemand in ihren Orden aufnehmen, der dafür nicht paßt.
Wollen Sie die Aufnahme dieser Personen absolut befehlen, so sind Worte darüber überflüssig; denn es ist klar, daß Sie bezüglich dieses Klosters und aller übrigen befehlen können, und daß es mir zukommt, zu gehorchen. Ich werde dann an den Pater Visitator oder an den Pater General die Bitte richten, daß sie die Erlaubnis erteilen; denn es ist gegen unsere Satzungen, daß wir jemand mit diesem Gebrechen aufnehmen. Ich selbst kann eine Erlaubnis gegen die Satzungen nicht erteilen. Dies kann nur einer der Genannten. Die beiden Bittstellerinnen müssen zudem auch gut lateinisch lesen lernen; denn wir haben eine Verordnung, der gemäß keine aufgenommen werden darf, die dies nicht kann.
Um mein Gewissen zu beruhigen, muß ich Ihnen sagen, was ich in diesem Falle, nachdem ich die Sache dem Herrn empfohlen, tun würde. Ich sehe, wie gesagt, von Ihrem Wunsche ab. Denn um Ihnen keinen Verdruß zu machen, muß ich mich zu allem bereit erklären, und ich könnte somit nicht weiter davon reden. Ich bitte Sie daher, diese Angelegenheit wohl zu erwägen und Ihr Kloster mehr zu begünstigen; denn wenn Sie sehen, daß es mit ihm nicht mehr recht gut steht, werden Sie nur Verdruß haben. In einem zahlreich besetzten Kloster kann jedes Gebrechen leichter ertragen werden; befinden sich aber in einem so wenig Nonnen, so müssen sie billigerweise auserlesene sein. Ich habe auch immer wahrgenommen, daß dies Ihr Wille ist, und es war mir dies so gewiß, daß ich es nicht wagte, in dieses Ihr Kloster eine Nonne zu senden, obwohl ich für alle anderen Klöster genug finde; denn ich habe keine so vollkommene gefunden, wie ich es für Ihr Kloster wünschte. Darum meine ich, es soll keine von diesen beiden in dieses Kloster aufgenommen werden; denn ich kann an ihnen weder eine solche Heiligkeit und ausdauernde Kraft, noch einen so überwiegenden Verstand, noch überhaupt solche Fähigkeiten wahrnehmen, daß das Kloster an ihnen einen Gewinn hätte. Wenn aber das Kloster nur Schaden leidet, warum wünschen Sie dann ihre Aufnahme? Um sie zu versorgen, gibt es viele Klöster, in denen leichter etwas zu ertragen ist, eben weil, wie ich sagte, ihrer viele sind; in Ihrem Kloster aber muß jede, die aufgenommen wird, tauglich sein, Priorin zu werden und jedes Amt zu übernehmen, das man ihr überträgt.
Beherzigen Sie um der Liebe unseres Herrn willen dies recht sehr und bedenken Sie, daß man immer mehr auf das Wohl der Gesamtheit als der einzelnen sehen muß. Bedenken Sie auch, daß die Nonnen dort in strenger Klausur und gemeinsam miteinander leben, ihre Mängel gegenseitig ertragen und andere Beschwerden des Ordens auf sich nehmen müssen; da wäre doch dies das größte Übel, wenn sie nicht zusammenpaßten. Darum seien Sie auch hierin uns gnädig, wie Sie in allen Stücken uns Gnade erweisen. Überlassen Sie, wenn es Ihnen beliebt, mir diese Angelegenheit; mit den Vätern der Gesellschaft Jesu werde ich mich, wie gesagt, schon verständigen. Wollen Sie es aber durchaus, so muß geschehen, was Sie befehlen, wie ich erwähnt habe: aber Sie werden es zu verantworten haben, wenn es einen schlechten Ausgang nimmt. Die von Pater Ripalda Empfohlene scheint mir für ein anderes Kloster nicht unpassend zu sein; das Ihrige aber steht erst in seinem Beginn, und darum muß man darauf sehen, daß sein Glanz nicht verdunkelt werde. Der Herr wolle die Sache so leiten, daß es zu seiner Ehre gereicht! Ihnen aber wolle er Licht geben, daß Sie das tun, was das beste ist! Er erhalte Sie uns noch viele Jahre, wie ich immer darum bitte! Denn hierin lasse ich es nicht fehlen, so schlecht es mir auch geht.
Meiner Gebieterin, Ihrer Exzellenz der Frau Herzogin, der gnädigen Doña Beatrix sowie der gnädigen Frau Gräfin und der Doña Eleonora küsse ich vielmals die Hand. Schreiben Sie mir oder vielmehr lassen Sie mir schreiben, was ich in der ganzen Angelegenheit nach Ihrem Wunsche tun soll. Ich glaube dadurch, daß ich Ihnen die Sache aufs Gewissen lege, mein eigenes zu beruhigen. Ich meine nicht, hierin zu wenig zu tun; denn in keinem unserer Klöster findet sich eine Nonne mit einem so auffallenden Gebrechen, und ich für meine Person würde auch um alles in der Welt keine aufnehmen. Eine solche würde nach meiner Ansicht für die anderen eine beständige Abtötung sein, da sie immer so nahe beisammen sind; und weil sie innige Liebe zueinander tragen, so wären sie in beständiger Betrübnis. Man hat dort an der guten Magdalena schon genug; und wollte Gott, die beiden wären auch nur wie diese. Heute ist der 7. März.
Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene
Theresia von Jesu, Karmelitin
Die Mutter Subpriorin läßt Sie ehrfurchtsvoll grüßen. Ich komme gut mit ihr aus.
Anschrift: An die sehr erlauchte Herrin Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin.
