52. Brief — An Pater Magister Dominikus Báñez in Valladolid
Salamanka, zu Anfang des Jahres 1574
Persönliches. Widerspruch gegen den Eintritt der Casilda de Padilla ins Kloster von seiten ihrer Angehörigen. Über die Fürstin de Eboli und die Nonnen in Pastrana.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und meiner Seele!
Ich weiß nicht, wie es kam, daß Euere Hochwürden einen sehr langen Brief von mir nicht erhalten haben; ich habe ihn, obwohl ich unwohl war, geschrieben und über Medina an Sie gesendet. Darin schrieb ich Ihnen über Wohl und Wehe von mir. Auch jetzt möchte ich gerne ausführlich sein, allein ich habe noch mehrere andere Briefe zu schreiben und ich fühle etwas Frost; denn es ist heute der Fiebertag. Zweimal ist dieses Fieber wenigstens zur Hälfte ausgeblieben. Wenn übrigens nur der damit verbundene Schmerz nicht wiederkehrt, so hat alles nichts zu bedeuten.
Ich preise unseren Herrn für die Nachrichten, die ich über Ihre Predigten vernehme, und habe deshalb großen Neid. Da Sie jetzt Vorgesetzter unseres dortigen Klosters sind, hätte ich große Lust, auch dort zu sein. Doch wann haben Sie aufgehört, mein Vorgesetzter zu sein? Würde der hier ausgesprochene Wunsch in Erfüllung gehen, so wäre dies nach meiner Meinung eine neue Freude für mich; da ich jedoch nur Kreuz verdiene, so preise ich den, der es mir ohne Unterlaß auf die Schultern legt.
Die beiliegenden Briefe des Paters Visitator haben mir und meinem Vater gefallen; denn jener Ihr Freund ist nicht nur ein heiliger Mann, sondern er weiß dies auch zu zeigen; und wenn seine Worte nicht im Widerspruch mit seinen Werken stehen, so handelt er hierin ganz vernünftig. Ist es aber auch wahr, was er sagt, so wird er doch die Stiftung noch gestatten; denn zwischen den einen und anderen Herren ist ein großer Unterschied.
Die Aufnahme der Fürstin de Eboli ist zu bedauern. Was aber die Aufnahme dieses Engels betrifft, so kann diese anderen Seelen nur von großem Nutzen sein, und zwar um so mehr, je größeren Lärm man darüber in Szene setzt. Ich finde in dieser Aufnahme gar nichts Bedenkliches. Es kann nur das einzige Schlimme daraus erfolgen, daß sie wieder aus dem Kloster treten muß. In diesem Falle aber würde der Herr, wie gesagt, in anderer Weise Gutes schaffen und vielleicht eine Seele erwecken, die ohne solches Beispiel der ewigen Verdammnis anheimfallen würde. Erhaben sind die Gerichte des Herrn, und wir dürfen nie einer Seele die Aufnahme versagen, die ihn so innig liebt und in der Gefahr schwebt, in der alle diese vornehmen Personen sich befinden; auch dürfen wir nicht davor zurückschrecken, etwas um eines so großen Gutes willen zu leiden, wenn man uns beunruhigt. Menschliche Mittel und gefällige Nachgiebigkeit gegen weltliche Bestrebungen würden diese Seele nur länger hinhalten und noch mehr peinigen; denn offenbar würde sie es nach dreißig Tagen, selbst wenn sie Reue fühlen sollte, doch nicht sagen. Wenn indessen dadurch, daß man sie so lange zurückhält, und durch Ihre Vermittlung diese Leute besänftigt werden und der guten Sache ihr Recht zuteil wird, so mag man sich in der Weise nachgiebig zeigen. Es wären jedoch alle diese Tage weiter nichts als eine ebenso lange Verzögerung. Gott sei mit ihr! Ganz gewiß wird er ihr, weil sie so vieles verläßt, auch vieles geben, da er sogar gegen uns, die wir [im Vergleich mit ihr] nichts verlassen haben, so freigebig ist. Es ist mir ein großer Trost, daß Euere Hochwürden dort sind; denn so können Sie die Priorin trösten und ihr in allem die richtigen Verhaltensmaßregeln angeben. Gepriesen sei der Herr, der dies alles so gefügt hat. Ich hoffe zur göttlichen Majestät, daß alles einen guten Ausgang nehmen wird.
Die Verhandlungen mit Petrus de la Banda nehmen kein Ende. Ich glaube, daß ich erst nach Alba gehen muß, um keine Zeit zu verlieren; denn weil er mit seiner Gattin in Streit ist, so ist die Sache doch nicht sicher.
Die Nonnen in Pastrana dauern mich sehr; denn obwohl die Fürstin wieder in ihr Haus gezogen ist, so sind sie doch wie Gefangene. So war neulich der Prior von Atocha dort und wagte es nicht, die Nonnen zu besuchen. Auch den dortigen Brüdern ist die Fürstin nicht gut gesinnt. Ich weiß nicht, wie man eine solche Sklaverei noch ertragen soll.
Mit dem Pater Medina geht es mir gut; ich glaube, wenn Sie mit ihm sprechen könnten, so würde er sich bald dazu verstehen. Er ist so beschäftigt, daß ich ihn fast gar nie sehe ... Doña Maria Cosneza sagte mir, er sei ihr nicht so lieb wie Euere Hochwürden. Doña Beatrix befindet sich wohl. Am letzten Freitag hat sie sich vieles zu tun erboten; aber ich habe, gottlob, jetzt nichts von ihr nötig. Sie erzählte mir auch von den Gefälligkeiten, die Euere Hochwürden ihr erwiesen haben.
Die Liebe zu Gott erträgt vieles, und würde etwas nicht aus Liebe ertragen, so wäre es schon verloren. Wie es Euere Hochwürden schwer zu sein scheint, in Ihren Briefen weitläufig zu sein, so ist es mir schwer, mich kurz zu fassen. Trotzdem erweisen Sie mir eine große Liebe, damit ich mich nicht betrübe, wenn ich meine Briefpost durchsehe und kein Wort von Ihnen finde. Gott erhalte Sie! Es scheint, daß ich mit diesem Brief zu keinem Ende komme. ... Gebe Gott, daß er Sie veranlasse, Ihr Schweigen zu brechen!
Ihre Dienerin und Tochter
Theresia von Jesu
Anschrift: An meinen Vater und Herrn Magister Pater Dominikus Báñez.
