73. Brief — An Don Teutonio de Braganza in Salamanka
Valladolid, am 6. Januar 1575
Neue Klosterstiftungen, die eben im Gange waren.
Jhs
Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden, und er verleihe Ihnen noch so viele und gute Jahresanfänge, wie ich wünsche, und eine solche Heiligkeit, wie ich ihn darum bitte!
Ich hatte ein großes Verlangen, einen Brief von Ihnen zu erhalten, um zu erfahren, daß Sie sich in Salamanka befinden, denn ich wußte nicht, wohin ich an Sie schreiben sollte. Jetzt aber weiß ich nicht, ob ich soviel Zeit haben werde, um Ihnen so ausführlich schreiben zu können, wie ich es wünsche, weil der Bote, der diesen Brief mitnimmt, sehr pünktlich abgeht.
Ich preise unseren Herrn, daß Euere Gnaden sich wohlbefinden. Ich war und bin gesund, was bei dieser Jahreszeit viel sagen will. Seine Majestät vergelte Ihnen den Eifer, womit Sie all das besorgt haben, um was ich Sie gebeten. Die seligste Jungfrau, unsere Liebe Frau, scheint sie als Beschützerin ihres Ordens ausersehen zu haben. Ich tröste mich mit dem Gedanken, sie werde Sie besser belohnen, als ich darum bitten kann, obwohl ich dies zu tun nicht unterlasse.
Die Klosterstiftung in Zamora unterbleibt einstweilen. Fürs erste ist jetzt nicht die Jahreszeit, diese würde sich besser eignen für Stiftungen in wärmeren Gegenden. Fürs zweite scheint sich jener, der uns das Haus gab, der Sache nicht gar sehr angenommen zu haben und ist auch abwesend. Er hat sich zwar von dem Unternehmen nicht losgesagt, allein ich habe bei mir erwogen, wie hart es für ein auf Armut gegründetes Kloster ist, einen Stifter zu haben, der sich um dieses nicht viel annimmt, besonders wenn er das Patronat haben soll. Da scheint es mir besser zu sein, in anderer Weise zu beginnen und ein Haus zu kaufen; dazu aber ist ein wenig mehr Zeit erforderlich. Der Herr wird es geben, wenn er will, daß es so geschehe.
Euere Gnaden haben mir eine große Gefälligkeit erwiesen, indem Sie mir für diesen Fall die gewünschte Erlaubnis erwirkten. Wollen Sie sich darauf berufen, wenn sich eine Gelegenheit bietet! Es ist aber nicht nötig, daß Sie einen eigenen Boten senden. Seien Sie nicht ungehalten über die Zurückhaltung einer Klosterstiftung in Torrijos. Dieser Ort ist, ich versichere Sie, durchaus nicht nach meinem Geschmacke. Nur wenn Sie diese Stiftung direkt verlangen würden, könnte ich mich dazu entschließen. Denn es wäre für unsere Klöster eine unerträgliche Lage, derartige Personen aufnehmen zu müssen, die sich uns durch ihr Vermögen aufdrängen und die wir dann nicht mehr entlassen könnten, wenn sie für den Orden keinen Beruf hätten.
Es tut mir leid, daß Sie den Zweck Ihrer Reise nicht vollkommen erreicht haben. Indessen hoffe ich zu Gott, daß Ihre Worte doch noch großen Nutzen schaffen werden, wenn man auch die Wirkung nicht augenblicklich gewahrt. Möge es dem Herrn gefallen, daß Ihre Angelegenheit in Rom einen guten Ausgang nehme! Ich bitte ihn angelegentlich darum, wenn sie zu seiner Ehre gereicht. Ich hoffe, daß es so geschehen wird, wenn der Herr es so ordnet; denn es wird ja in diesem Anliegen soviel gebetet.
Von dem Kloster, das die Gräfin gründen will, weiß ich nicht, was ich sagen soll. Es ist schon lange her, daß man mit mir darüber gesprochen hat. Ich versichere aber Euere Gnaden, daß ich lieber vier Nonnenklöster stiften wollte, als diese frommen Personen, so heilig sie auch sein mögen, in unsere Lebensweise für sich allein einzuführen. Dies ist bei anderen Stiftungen nicht so schwer; denn da ist innerhalb vierzehn Tagen unsere Lebensweise schon vollständig eingeführt, da die Neueintretenden nur das zu üben haben, was sie von den anderen Schwestern sehen. Ich habe zwei von diesen Personen in Toledo gesprochen und auch gesehen, daß sie fromm sind und so, wie sie leben, auf gutem Wege wandeln; aber andererseits weiß ich wahrlich nicht, wie ich es wagen könnte, sie aufzunehmen, weil ich der Ansicht bin, daß sie mehr auf äußere Bußstrenge als auf innerliches Gebet und Abtötung sich verlegen. Ist es übrigens der Wille des Herrn, so werde ich mich noch näher erkundigen, weil Sie auch dafür sind.
Von größter Wichtigkeit ist, daß Sie den Marquis so für sich gewonnen haben; denn daran ist viel gelegen. Der Herr gebe, daß eine günstige Nachricht eintreffe; betreffs des hiesigen Klosters hoffe ich zu Seiner Majestät, daß alles gut gehen werde, da Sie sich dafür verwenden. Ich werde mich der Sorge, Briefe zu schreiben, die den Pater Olea verletzen möchten, entschlagen können, da man direkt an Euere Gnaden schreiben wird. Es hat mir leid getan, da man ihm vieles schuldet. Man muß wohl, wie mir scheint, meine Briefe an andere adressiert haben. Die Priorin von Segovia wird wohl nicht darauf geachtet und sich gedacht haben, es werde nicht soviel bedeuten.
Es freut mich jetzt, zu wissen, wohin ich die Briefe an Sie richten muß, wenn solche notwendigerweise zu schreiben sind, und daß sich bei meinen Reisen eine Gelegenheit bietet, Sie zu sprechen. Dieses Reisen ist etwas, was mir in diesem Leben am meisten zuwider ist und mir die größten Leiden verursacht, zumal ich bei alledem noch sehen muß, daß man es mir übel deutet. Oft schon habe ich mir gedacht, wie weit besser es für mich wäre, wenn ich in meiner Einsamkeit bleiben könnte und mir vom General diese Stiftungen nicht befohlen wären. Sehe ich aber dann wieder, wie eifrig dem Herrn in diesen Klöstern gedient wird, so mache ich mir aus allem wenig. Seine Majestät wolle mich so leiten, daß ich ihren Willen vollführe!
In unserem Kloster gibt es Seelen, die mich, ich versichere Sie, unablässig oder wenigstens sehr oft zum Lobe Gottes stimmen. Stephanie ist wahrlich ein Kleinod und nach meiner Ansicht eine Heilige; aber die Schwester Casilda von der Empfängnis setzt mich noch mehr in Staunen; denn sie ist gewiß eine Heilige, an deren Innerem und Äußerem ich nichts Tadelnswertes finde. Wenn Gott sie bewahrt, wird sie eine große Heilige werden; denn man sieht klar, daß Gott in ihr wirkt. Sie besitzt große Gaben, die man bei ihrem Alter für unmöglich halten möchte, und ist im innerlichen Gebete, womit sie der Herr seit ihrer Einkleidung begnadigt hat, sehr gefördert. Ihre Zufriedenheit und Demut ist außerordentlich groß, so daß man über sie überaus staunen muß. Beide sagen, daß sie Euere Gnaden unserem Herrn ganz besonders empfehlen werden. Ich wollte nicht, daß Casilda Ihnen schreibe, fürs erste, weil wir den Anschein vermeiden wollen, als bevorzugten wir sie, wenn auch ihre Einfalt eine solche Sorge gewiß nicht nötig macht; denn in dieser Hinsicht ist sie ein Bruder Juniperus. Fürs zweite wünsche ich nicht, daß Sie auf das etwas geben, was wir arme Nönnchen sagen mögen. Denn Sie haben einen guten Vater, der Sie aneifern und unterweisen wird, und einen guten Gott, der Sie liebt.
Was die Stiftung des Klosters in Madrid betrifft, so weiß ich nicht, warum ich ein so großes Widerstreben dagegen in mir fühle, obwohl ich einsehe, daß es für unsere Klöster gut wäre, wenn wir dort eine Niederlassung hätten. Es muß dies eine Versuchung sein. Vom Prior Covarrubias habe ich noch keinen Brief erhalten. Es wird schwer sein, dort ohne Erlaubnis des Bischofs ein Kloster zu gründen; denn dies verlangt mein Vollmachtsbrief und das Konzil. Ich glaube aber, daß wir eines bekommen werden, wenn außerdem nichts im Wege steht. Der Herr möge alles leiten!
Nach dem Feste der heiligen drei Könige werde ich von hier abreisen. Ich werde mich nach Ávila begeben, an jedem Orte, wie ich vorhabe, nicht länger als einen oder zwei Tage verweilen und dann sogleich nach Toledo gehen. Ich möchte die Klosterstiftung in Veas zum Abschluß bringen. Wo ich mich auch aufhalten werde, will ich Ihnen immer schreiben, wenn sich Gelegenheit zur Absendung des Briefes bietet. Empfehlen Sie mich um der Liebe willen unserem Herrn!
Seine Majestät vergelte Ihnen die Sorgfalt, mit der Sie sich der Schwestern in Salamanka annehmen! Es ist dies ein großes Liebeswerk, weil dabei Leiden nicht ausbleiben. Ich würde mich sehr freuen, dort sein zu können, allein wenn es sich nicht um eine Stiftung handelt, ist mir das Reisen sehr peinlich. Hätte ich keinen Auftrag, so würde ich nie reisen; auch habe ich mich immer nach dem zu richten, was gelehrte Männer mir sagen.
Das Haus, das Euere Gnaden im Auge haben, dürfte wohl zu weit entfernt sein. Ich glaube, daß der Besitzer des anderen Hauses zufrieden sein wird, wenn man ihm etwas mehr gibt. Die Lage ist vorzüglich, und die Schwestern können sich da ausbreiten. Auch die Kirche ist hübsch. Die Hauptsache ist doch die Lage; im übrigen mache ich mir wenig daraus, wenn man auch das ganze Gebäude abbrechen muß. Wollen Euere Gnaden mit dem Pater Rektor sich der Sache so annehmen, als ob sie sich auf unsere Liebe Frau selbst bezöge; wir werden uns dann darnach richten. Ich wünschte jedoch, daß Sie, bis ich von Veas zurückkomme, die Sache auf die eine oder andere Weise verzögern, so daß keine Nennung vorgenommen wird. Wenn möglich, werde ich im April kommen.
Über Ihre Unvollkommenheiten wundere ich mich nicht; denn ich finde an mir selber eine Menge, obgleich ich hier, was mir großen Trost gewährte, viel einsamer leben konnte als schon seit langem. Unser Herr gieße auch in Ihre Seele Trost, wie ich darum zu ihm flehe! Amen. Was jene Unvollkommenheit betrifft, von der Sie sprechen, so übertreiben Sie offenbar. Ich habe davon sowie auch von den übrigen schon etwas gehört. Aber meine Dankbarkeit und Ihr großer Eifer lassen mich über alles andere hinwegsehen, was ich in Wirklichkeit nicht bin. Gleichwohl will ich vorsichtig sein.
Die Priorin empfiehlt sich angelegentlich Ihrem Gebete. Es tut ihr leid, daß sie die Gnade so wenig erkannt hat, die ihr Gott dadurch erwies, daß Euere Gnaden sie besuchten. Jetzt erkennt sie diese.
Heute ist der 6. Januar.
Euerer Gnaden unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
