293. Brief — An Don Laurentius de Cepeda in Ávila
Valladolid, am 27. Juli 1579
Ankauf eines schönen Kelches. Ermahnung zur Geduld. Erfreuliche Nachrichten aus Sevilla und Rom.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Dieser Verwandte, der mich hier besuchte, war mir wirklich lästig. So geht es nun einmal im Leben. Wenn selbst wir, die wir billigerweise nichts mehr mit der Welt zu tun haben sollten, noch so viel mit ihr zu schaffen haben, so dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Ihnen dasselbe begegnet. Seitdem ich hier bin, hatte ich noch keine Zeit gefunden, mit den einzelnen Schwestern — ich meine mit jeder im besonderen — zu reden, so sehr es auch einige von ihnen wünschten. Ich werde, so Gott will, am Donnerstag sicher von hier abreisen. Auch werde ich ein, wenn auch nur kurzes, Schriftstück für Sie zurücklassen, damit es jener, der Ihnen gewöhnlich das Geld bringt, auch mitnimmt.
Es liegen, wie man mir sagt, dreitausend Realen bereit, was mich sehr freute, sowie auch ein sehr schöner Kelch; ich halte es nicht für notwendig, daß er reicher verziert sei. Er wiegt, wie ich glaube, zwölf Dukaten und einen Real. Die Arbeit kostet vierzig Realen, und so kommt der Kelch auf sechzehn Dukaten weniger drei Realen. Er ist ganz von Silber; ich bin überzeugt, daß er Ihnen gefallen wird. Man hat mir hier einen Kelch gezeigt, der aus dem Metalle gefertigt ist, von dem Sie gesprochen haben, allein obwohl er erst wenige Jahre gebraucht wird und vergoldet ist, so kann man schon deutlich erkennen, aus welchem Material er ist. Sein Fuß ist inwendig ganz schwarz, so daß er Ekel verursacht. Ich habe mich sogleich dazu entschlossen, keinen solchen zu kaufen; denn da Sie selbst auf Silbergeschirr speisen, so geziemt es sich nicht, daß man für Gott ein minderwertigeres Metall auswähle. Ich hatte nicht gedacht, einen so wohlfeilen und doch so schönen Kelch zu bekommen. Es ist dies der Umsicht der hiesigen Priorin zu verdanken, die ihn, gleich als ob er für dieses Kloster gehörte, mit Hilfe eines Freundes gekauft hat. Sie empfiehlt sich inständig in Ihr Gebet. Weil ich Ihnen schreibe, so unterläßt sie es. Die Art und Weise, wie sie das Kloster regiert, und die Fähigkeit, die sie dazu besitzt, stimmen zum Lobpreise Gottes.
Meine Gesundheit ist hier wie in Ávila, ja sogar etwas besser. Bezüglich dessen, wovon Sie sprechen, ist es das beste, darauf nicht zu achten. Es ist besser, daß seine Melancholie — denn etwas anderes wird es nicht sein — sich auf diese als auf eine andere schlimmen Weise kundgibt. Daß Ávila nicht gestorben ist, darüber bin ich erfreut. Da er eine so gute Gesinnung besitzt, so hat ihm Gott die Gnade erwiesen, daß er an einem Orte erkrankte, wo er eine vortreffliche Pflege fand.
Über Ihr Mißbehagen wundere ich mich nicht; aber darüber bin ich erstaunt, daß Sie bei Ihrem so innigen Verlangen, Gott zu dienen, ein so kleines Kreuz für so beschwerlich finden. Sie werden natürlich gleich mit der Antwort zur Hand sein, daß Sie nur deshalb von diesem Kreuze befreit zu sein wünschten, um Seiner Majestät besser dienen zu können.
O mein Bruder, wie schlecht kennen wir uns doch selbst! In all diesem steckt immer noch ein Stück von Eigenliebe.
Daß Franz sich so verändert hat, darf Sie nicht wundern; es kommt dies vom Alter; und wenn es auch nicht so wäre, so dürfen Sie doch nicht meinen, daß jeder Mensch es so genau in allem nimmt wie Sie. Preisen wir Gott, daß er keine anderen Fehler an sich hat!
In Medina werde ich drei bis vier Tage bleiben, in Alba nicht ganz acht Tage. Von Medina nach Alba brauche ich zwei Tage, und dann begebe ich mich sogleich nach Salamanka.
Aus beiliegendem Brief von Sevilla werden Sie ersehen, daß man die Priorin wieder in ihr Amt eingesetzt hat, was mir zu großer Freude gereichte. Wenn Sie der Priorin schreiben wollen, so senden Sie mir Ihren Brief nach Salamanka! Ich habe ihr ans Herz gelegt, Ihnen nach und nach das Geld zu bezahlen, da Sie es nötig hätten. Ich werde dafür Sorge tragen, daß es geschieht.
Pater Johannes von Jesu ist schon in Rom angekommen; mit unseren Angelegenheiten steht es gut, sie werden bald erledigt sein. Der Kanonikus Montoya, der unsere Sache vertreten hat, ist hier angekommen, um dem Erzbischof von Toledo den Kardinalshut zu überbringen. Er wird uns jederzeit treu zur Seite stehen.
Besuchen Sie doch um der Liebe willen den Herrn Franz de Salcedo und sagen Sie ihm, wie es mir geht! Ich habe mich sehr gefreut, daß er wieder so weit hergestellt ist, um Messe lesen zu können. Gott gebe, daß er wieder ganz gesund werde! Die Schwestern dahier empfehlen ihn Seiner Majestät. Gott sei mit Ihnen!
Mit der Schwester Maria vom heiligen Hieronymus können Sie, wenn Sie es wünschen, über alles ganz offen reden. Manchmal wünschte ich, Theresia möchte hier sein, besonders wenn wir uns im Garten ergehen. Gott mache sie heilig, und auch Ihnen verleihe er dieselbe Gnade! Meine Empfehlungen an Petrus de Ahumada!
Gestern war das Fest der heiligen Anna. Ich habe mich hier daran erinnert, daß Sie eine besondere Andacht zu dieser Heiligen tragen und ihr zu Ehren eine Kirche erbauen lassen wollten, wenn dies nicht schon geschehen ist. Diese Erinnerung hat mich sehr gefreut.
Ihre Dienerin
Theresia von Jesu
