378. Brief — An Don Hieronymus Reinoso, Kanonikus zu Palencia
Soria, am 13. Juli 1581
Gründe, die sie noch abhalten, die Stiftung in Burgos vorzunehmen. Dank für seine Liebe. Bitte um Nachrichten über das Kloster in Palencia.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Ihr Brief hat mir großen Trost bereitet. Möge unser Herr Sie dafür belohnen! Er kam mir durchaus nicht zu lang vor; ich wünschte nur, Ihnen hier recht ausführlich schreiben zu können; allein es ist mir dies jetzt nicht möglich. Denn da wir hier in Soria nur von Zeit zu Zeit Botengelegenheit haben, so muß ich viele Briefe auf einmal erledigen. Es wäre meines Erachtens besser für mich, wenn ich mich an einem Orte befände, wo ein regelmäßiger Postverkehr statthat; wenn man indessen nach Gottes Willen etwas zu leiden haben soll, so nützt es nichts, davor zu fliehen.
Aus dem Briefe, den ich an Katharina de Tolosa schreibe und den Ihnen meinem Auftrage gemäß die Mutter Priorin Agnes von Jesu zeigen soll, werden Sie die offenkundigen Gründe ersehen (weswegen ich jetzt die Gründung von Burgos nicht in Angriff nehmen kann); ich werde Ihnen und der Mutter Priorin aber auch noch die übrigen Gründe mitteilen, da Sie, wie Sie sich geäußert haben, die Ursachen erfahren möchten, die mich zu diesem Verhalten bestimmen; das ist auch ganz billig von Ihrer Seite. Handeln es sich um eine Angelegenheit des ganzen Ordens, wie es z. B. bei der Errichtung der Provinz der Fall war, so könnte man sich über alle Schwierigkeiten hinwegsetzen; in diesem Falle aber sind die Schwierigkeiten ohne Zweifel keine geringen, die ich aber aus Mangel an Zeit nicht alle aufzählen kann. Es ließe sich zwar dieses Projekt noch annehmen, wenn es sich nur um einen Umweg von einer Tagreise handelte; aber so viele Meilen aufs
Ungewisse hin machen, dafür kann mein Verstand keinen Grund finden; denn unser Orden ist nicht so herabgesunken, daß er dieser Stiftung notwendig bedürfte.
Seitdem ich hier bin, hat man mir schon wieder zwei Stiftungen angeboten, die eine in Ciudad Rodrigo, die andere in Orduña, wohin ich mich aber ebensowenig zu begeben gedenke. Auf das, was der Erzbischof tun wird, kann man meines Erachtens nicht bauen; denn ohne gerade mißtrauisch zu sein, haben wir doch sichere Gründe, dies anzunehmen. Er erinnere sich, so sagt er, noch ganz gut jenes Aufruhrs, der bei Gelegenheit der Gründung des ersten Klosters entstanden sei; und obwohl er wisse, daß daraus großes Heil hervorgegangen, so sei er es doch seinem Kleide schuldig, zu verhindern, daß ähnliche Vorkommnisse entstehen. So schreibt mir der Kanonikus Johannes Alfons. Was könnte man sich da für Hoffnungen machen, da wir ihn zurückschrecken sehen vor dem, was vielleicht gar nicht eintreten wird? Offenbar würde er die Erlaubnis verweigern, wenn der Teufel einen heftigen Aufruhr erregen würde; man würde es für eine große Leichtfertigkeit meinerseits halten, wenn ich mich in dieses Unternehmen einließe.
Der Erzbischof hat auch einem Pater der Gesellschaft Jesu gegenüber erklärt, die Stadt gebe ihre Einwilligung nicht, und so werde auch er seine Erlaubnis verweigern, bis wir die Zustimmung der Stadtbehörde und ein bestimmtes Einkommen hätten. Zwei glaubwürdige Personen haben mir erzählt, der Erzbischof sei von Natur aus sehr furchtsam. Ist dies wirklich der Fall, dann brächten wir ihn nur in die größte Verlegenheit, und er würde für uns doch nichts tun, wie er auch bisher nichts getan hat. Nachdem der Bischof von Palencia in dieser Hinsicht sich so viel bemüht hat, hätte er doch alles wagen sollen, da es sich ja doch nicht um ein Werk handelt, wodurch Gott beleidigt wird. Ich trage Ihnen, mein Vater, hier meine Gründe vor. Sollte dieses Projekt weiter verfolgt werden und muß man um Einwilligung der Stadtbehörde nachsuchen, so ist es besser, man verhandelt aus der Ferne und übereilt nichts; da sich so etwas nicht in acht Tagen und vielleicht auch nicht in einem Monat abmachen läßt, so würde die arme Klosterstifterin, die diese ganze Zeit in einem weltlichen Hause zubringen müßte, der schärfsten Kritik der Menschen ausgesetzt sein. Nach meiner Ansicht ist es besser, diese Reise von vielen Meilen für später zu verschieben und wieder hierher zurückzukehren, als sich all den Ungelegenheiten auszusetzen, die daraus entstehen können. Liegt dieser Plan im Willen Gottes, so läßt er sich auf diese Weise viel leichter ausführen als durch gewaltsames Vorgehen; und diese Stiftung wird, so unangenehm sie auch dem Teufel sein mag, zustande kommen.
Ich glaube, in diesem Stücke alles getan zu haben, was in meinen Kräften stand, und ich kann Ihnen in aller Wahrheit versichern, daß ich für den ersten Augenblick nicht einmal schmerzlich betroffen wurde, sondern vielmehr mich freute; ich weiß nicht, wie dies gekommen ist. Nur das eine wünschte ich sehnlichst, daß das Verlangen der gottseligen Katharina de Tolosa befriedigt würde, die diese Stiftung, wie ich aus ihren Briefen ersehe, gern abgeschlossen wissen möchte.
Die Anordnungen Gottes können wir nicht ergründen, und vielleicht ist es zuträglicher, wenn ich mich jetzt anderswohin begebe; denn in dem heftigen Widerstand des Erzbischofs, der, wie ich sicher glaube, die Stiftung doch wünscht, liegt etwas Geheimnisvolles. Ich habe davon dem hiesigen Bischof noch nichts gesagt, da er so mit Arbeiten überladen ist, daß er in den letzten Tagen nicht zu mir kommen konnte. Übrigens fühlte ich ein solches Widerstreben in mir, davon mit ihm zu reden, daß ich seinen Besuch auch nicht für notwendig hielt. Mich wundert es nur, wie noch jemand es billigen kann, daß ich jetzt, nachdem das Verhalten des Erzbischofs gegen den Bischof von Palencia bekannt ist, nach Burgos reisen soll. Ich sage davon nichts in dem Briefe, den ich nach Burgos schreibe; ich spreche nur von dem, was ich für gewiß halte. Stellen Sie sich nur das kalte Klima der dortigen Gegend und die nachteilige Wirkung vor, die eine Reise zu Anfang des Winters bezüglich meiner Gesundheit hervorbringen müßte. Dem Erzbischof schreibe ich, daß ich ihm nicht im geringsten Anlaß zu Mißhelligkeiten geben wolle, bevor ich nicht mit der Stadtbehörde unterhandelt hätte, und danke ihm für die mir erwiesene Huld. Der Herr wolle diese Angelegenheit ordnen, wie es zu seiner größeren Ehre gereicht!
Der Präbendar hat es aus gewissen Gründen nicht für gut gehalten, die Antwort auf die Botschaft dem Boten, der sie überbracht hat, anzuvertrauen, und so haben wir den gegenwärtigen abgewartet, der sicher nach Valladolid geht. Schreiben Sie mir in aller Wahrheit, was Sie von den hier angeführten Gründen halten und ob sie wohl begründet sind! Ich hätte außer diesen noch viele andere, und ich bin fest überzeugt, daß Sie derselben Ansicht wären wie ich, wenn ich sie Ihnen mündlich vortragen könnte.
Ich bedauere sehr, daß Sie so viel Mühe haben mit dem Sammeln des Almosens; da aber dies alles für die Armen bestimmt ist, so wird es Ihnen, wie ich denke, nicht gar schwerfallen. Ihre Almosen sowie die Ihrer Freunde werden durch das Almosen jener Personen vermehrt werden, die Gott dazu anregen wird, und so werden unsere Nonnen allmählich aus ihrer bedrängten Lage herauskommen. Ich wünschte nicht, daß man die Almosensammlungen in den Dörfern unterließe; aber es hätte einer unserer Patres dort predigen sollen. Da dies nicht geschehen ist, so wird wohl die Sammlung in diesem Jahre nicht so reichlich ausfallen.
Gott belohne Sie für die Vorschläge bezüglich der Einkünfte dieses Klosters! Schon ehe Pater Nikolaus abreiste, waren die Verbriefungen abgeschlossen, und er hatte die Sache so gut betrieben, daß uns nun ganz gegen mein Erwarten ein Jahreszins von zwanzig vom Tausend gegeben wird, während ich mir nicht einmal dachte, ein Anrecht auf vierzehn vom Tausend haben zu können. Die Urkunde ist schon ausgefertigt, und Pater Nikolaus nahm sie mit sich, um sie im Namen des Klosters aufzubewahren.
Danken Sie dem Präbendar, diesem kleinen Heiligen, für alles, was er uns zu Liebe getan hat! Es freut ihn sehr, daß ich Ihnen dies sage. Diese Seele kennt man wohl zu wenig; in einer so großen Demut muß gewiß ein kostbarer Schatz verborgen sein. Sie erlauben mir gewiß weit lieber, daß ich diesen Brief beendige, als ich Ihnen dies gestatten würde. Um eines bitte ich Sie noch, nämlich mir in aller Aufrichtigkeit sagen zu wollen, was Sie von der Priorin halten, wie sie ihr Amt erfüllt, ob man sie auf irgend etwas aufmerksam machen muß und wie sie sich Ihnen gegenüber verhält! Sie kann mir gar nicht genug erzählen, wieviel sie Ihnen verdankt. Unser Herr erhalte Sie und verleihe mir die Gnade, daß ich Sie, wenn es sein heiliger Wille ist, einmal wiedersehe! Meine Gesundheit ist gut.
Heute ist der 13. Juli.
Ich nenne mich, obwohl Sie das betrübt,
Ihre unwürdige Dienerin und Tochter
Theresia von Jesu
Die besten Grüße an Don Franz; empfehlen Sie mich in Liebe allen jenen, denen gegenüber Sie es für gut halten, besonders dem heiligen Michael!
Es ist wenig daran gelegen, wenn die Änderung der Sakristeitüre noch verschoben wird. Ich preise unseren Herrn dafür, daß die Kirche immer frühzeitig geschlossen wird. Es wäre mein Wunsch, daß das Gitter schon angebracht wäre. Ich hoffe von der Güte des Herrn, daß in diesem Kloster unserer Lieben Frau der allerseligsten Jungfrau und ihrem göttlichen Sohne mit größerer Reinheit gedient werde.
Man könnte von Burgos noch mehrere Gitter kommen lassen, wenn es nötig wäre. Falls die kleine Kapelle unserer Lieben Frau erbaut wird, wird man dort wohl das kleinste dieser Gitter anbringen müssen. Ich werde dafür sorgen, daß die Gitter bezahlt werden, wenn die dortigen Schwestern dazu nicht imstande sein sollten. Von Tag zu Tag nimmt meine Liebe zu diesem Kloster zu, und ich weiß nicht, wie das kommt.
