340. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Valladolid, am 25. Oktober 1580
Sorge um ihre Gesundheit. Eine allgemeine Epidemie. Auftrag bezüglich der Angelegenheiten in Indien. Verschiedene Empfehlungen.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!
Ihre Briefe und den der Mutter Subpriorin habe ich empfangen. Obgleich diese Briefe schon älteren Datums sind, so freute ich mich doch, als ich Ihre Schrift wieder sah. Allein diese Freude wurde sehr herabgestimmt durch die Nachricht von Ihrem Übelbefinden. Indessen hat mich einer Ihrer Briefe, den Sie am 1. Oktober an Pater Nikolaus schrieben, wieder sehr getröstet, da Sie in diesem berichten, daß Ihr Zustand sich gebessert habe. Gebe Gott, daß diese Besserung noch weiter voranschreite! Denken Sie nicht, daß Anschwellungen immer von der Wassersucht kommen müssen! Auch in unseren kastilianischen Klöstern litten und leiden noch mehrere an diesem Übel. Gegenwärtig sind einige davon schon genesen, andere befinden sich auf dem Wege der Besserung. Unterwerfen Sie sich indessen doch der ärztlichen Behandlung und enthalten Sie sich alles dessen, was der Arzt als nachteilig erklärt! Tun Sie dies wenigstens, um mir eine Freude zu machen und um mir die Sorgen nicht zu vermehren, die ich hier auf mich nehmen muß! Auch ich hatte seit meiner Ankunft in Valladolid über meine schwache Gesundheit zu klagen. Dies ist auch der Grund, warum ich Ihnen [so lange] nicht geschrieben habe. Auch jetzt leide ich noch an einer solchen Kopfschwäche, daß ich nicht weiß, wann ich Ihnen wieder mit eigener Hand werde schreiben können. Indessen ist die Schwester, die mir als Sekretärin dient, so tüchtig, daß ich mich ganz und gar auf sie verlassen kann.
Ich war so krank, daß man glaubte, ich käme nicht mehr mit dem Leben davon. Jetzt aber bin ich schon längere Zeit ohne Fieber; ich weiß nicht, warum mich Gott noch am Leben läßt; vielleicht ist es sein Wille, daß ich in diesem Jahre Zeuge von dem Hinscheiden seiner treuen Diener sei, die zu meinem größten Schmerze das Zeitliche segneten. Der Tod des Paters Soto hat mich nicht besonders schmerzlich berührt; größeren Schmerz bereiteten mir die Leiden des Paters Gregor und der unbeschuhten Väter im Kloster de los Remedios. Diese Epidemie herrschte überall, und darum dürfen wir uns über solche Fälle nicht wundern, sondern müssen vielmehr Gott preisen, da keine einzige unbeschuhte Nonne gestorben ist, wenn auch unsere Klöster mit schweren Prüfungen heimgesucht wurden. Die gute Schwester Maria vom heiligsten Sakrament hat vor kurzem in Alba die Letzte Ölung empfangen. Empfehlen Sie diese sowie auch mich recht angelegentlich Gott, damit ich Seiner Majestät, da sie mich noch auf dieser Erde läßt, doch noch in etwa dienen kann!
Was Sie mir von dem früheren Prior de las Cuevas berichteten, habe ich sehr bedauert. Trösten Sie ihn doch um der Liebe Gottes willen, soweit Sie es vermögen, und grüßen Sie ihn recht freundlich in meinem Namen! Da ich so schwach bin, schreibe ich ihm nicht. Auch für Pater Rodrigo Alvarez bitte ich einen recht höflichen Gruß zu ersinnen und ihm diesen an meiner Statt zu übersenden! Es gewährt mir großen Trost, zu sehen, welch innige Liebe der Pater Prior von Pastrana zu unseren Nonnen in Sevilla trägt; und so wird er wohl nicht unterlassen, ihnen öfters über die Vorgänge in den kastilianischen Klöstern Nachricht zu geben.
Bezüglich der Angelegenheit der Schwester Beatrix haben Euere Ehrwürden ganz recht getan, daß Sie jenes Schriftstück verbrannten; und es wird gut sein, weder mit ihr noch mit sonst jemand darüber zu sprechen. Gewährt uns Gott die Gnade, daß für uns eine eigene Provinz errichtet wird, dann wird man zu entscheiden haben, was mit dieser Schwester geschehen soll; denn es ist, wie ich Ihnen schon mehrmals geschrieben habe, nicht gut, so etwas ungestraft hingehen zu lassen.
Ich wundere mich sehr, daß aus Indien gar keine Sendung an meinen seligen Bruder gekommen ist. Es scheint mir unmöglich, daß man selbst Briefe zu schreiben unterlassen hat. Teilen Sie mir mit, wann die Flotte wieder abgeht; und wenn Sie sich noch an das erinnern können, was ich Ihnen von Segovia aus geschrieben habe, so erkundigen Sie sich, ob ein Edelmann aus Salamanka, namens Didakus López de Zúñiga, der sich in der Stadt der Heiligen Drei Könige aufhielt, noch am Leben ist! Sollte er schon gestorben sein, so suchen Sie zwei Zeugen zu gewinnen, die dies bestätigen. Dieser Edelmann hat sich nämlich verpflichtet, an uns ein Haus für die Nonnen in Salamanka zu verkaufen. Diese haben noch kein eigenes Haus, und ich fürchte, es möchte aus diesem Grunde jenes Kloster aufgegeben werden.
Ersuchen Sie den Herrn Horatius Doria recht freundlich, Ihnen hierüber Aufschluß geben zu wollen, und bitten Sie ihn auch in meinem Namen! Ich empfehle mich in seine Gebete und werde ihn auch in den meinigen nicht vergessen. Ich füge bei, daß es sich um die Ehre Gottes handelt; und deshalb bitte ich ihn, sich dieser Angelegenheit annehmen zu wollen! Suchen Sie mir einen zuverlässigen Boten zu verschaffen, durch den ich Briefe nach der Stadt der Heiligen Drei Könige in Peru und nach Quito senden kann, und vergessen Sie nicht, mich noch vor Abgang der Flotte davon zu benachrichtigen! [Es besteht ja zwischen hier und Sevilla ein regelmäßiger Postverkehr; ich erhielt während meines Aufenthaltes in Sevilla gar häufig Briefe von Valladolid.] Sie können auch an Pater Nikolaus schreiben, damit er mich davon in Kenntnis setzt. Ich schicke diesen Brief an ihn, damit Sie ihn sicher erhalten.
Mein Kopf ist so schwach, daß mich selbst das Diktieren ermüdet; denn es ist dies heute nicht der einzige Brief, den ich zu schreiben habe. Die Appetitlosigkeit war derart groß, daß sie mich mehr schwächte als das Fieber. An die Mutter Subpriorin und an alle Schwestern recht viele Grüße! Ich habe ein großes Verlangen, sie alle wiederzusehen. Seine Majestät behüte Sie, wie ich ihn darum bitte, und mache Sie recht heilig! Schreiben Sie mir, ob die Anschwellung und der Durst schon etwas nachgelassen haben! Alle Schwestern dieses Klosters empfehlen sich Ihnen vielmals. Was Sie von den Mauren berichteten, hat ihnen gut gefallen. Seien Sie ganz unbesorgt, wenn Sie mir auch nicht mit eigener Hand schreiben können; denn auf die Subpriorin können Sie sich vollständig verlassen!
Am 25. Oktober.
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesu
An die Schwester vom heiligen Franziskus herzliche Grüße! Ihr Brief hat uns große Erheiterung bereitet. Auch der Schwester Johanna vom Kreuz und der Portugiesin empfehle ich mich sehr! Sagen doch Euere Ehrwürden allen Schwestern, sie möchten für Pater Petrus Fernández zu Gott flehen; denn er ist seiner Auflösung ganz nahe! Bedenken Sie, wie viel wir ihm verdanken, und gerade jetzt werden wir ihn sehr vermissen. Der Gesundheitszustand meines lieben Paters Gregor betrübt mich sehr; es wäre mein Wunsch, ihm schreiben zu können. Sagen Sie ihm, daß auf solche Weise die Heiligen erzogen werden, und Ihnen, meine Tochter, sage ich dasselbe. Ich kann mich leider nicht daran gewöhnen, nicht mit eigener Hand zu schreiben.
Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.
Postskriptum des Paters Nikolaus
Jesus, Maria!
Die Mutter schickte mir diesen Brief unverschlossen. Ich habe ihn gelesen und sende ihn Eueres Ehrwürden zugleich mit einem anderen, den sie mir geschrieben hat, damit Sie Kenntnis davon erhalten, wie es mit unseren Angelegenheiten steht. Bezüglich dessen, was die Mutter über Don Franz, den Sohn des Herrn Laurentius de Cepeda, sagt, hatten wir uns nicht mehr zu kümmern; denn er hat den Orden bereits wieder verlassen. Flehen Sie in unseren Anliegen und um Erhaltung des Lebens des Paters Petrus Fernández zu Gott! Er wäre für uns noch so notwendig. Freilich würde es ein Wunder sein, wenn er uns erhalten bliebe, allein sie allerseligste Jungfrau kann uns dies leicht gewähren; ich hoffe es von ihrer Güte, wenn jene, die sich als ihre Töchter bekennen, sie eifrig darum bitten. Da ich Ihnen schon von Madrid aus einen langen Brief geschrieben habe und ich heute, am Feste Allerheiligen, in Pastrana bin, fasse ich mich kurz.
Euerer Ehrwürden Diener
Frater Nikolaus
