432. Brief — An die Mutter Thomasina vom heiligen Johannes dem Täufer, Priorin in Burgos
Palencia, am 3. August 1582
Vorschrift bezüglich eines Punktes, die Klausur betreffend. Vorzüglicher Zustand des Klosters in Palencia. Zusammenkunft des Paters Nikolaus mit dem Pater General in Genua.
Jesus sei mit Ihnen, meine Mutter, und mache Sie heilig!
Ihr Brief hat mir große Freude bereitet; es war mir, als hätte ich Sie schon lange nicht mehr gesehen. Gott möge Ihnen die Gesundheit schenken und Sie mir erhalten sowie auch die Schwester Beatrix von Jesu, deren Krankheit mir großen Kummer bereitet! Ich empfehle sie Gott. Sagen Sie es ihr und grüßen Sie mir dieselbe recht freundlich!
Bei der Abreise der Doña Katharina de Tolosa müssen Sie Sorge tragen, daß die Öffnung geschlossen wird, die im Sprechzimmer zur Zeit der Überschwemmung angebracht wurde. Aber nehmen Sie keine Änderungen vor, solange sie bleibt! Außer jenen Damen lassen Sie niemand anderen diesen Ort betreten! Wenn Doña Katharina später dahin zurückkehren möchte, so brauchten Sie nur eine Wand zu entfernen, und Sie könnten ihr dieses Zimmer geben für den Fall, daß sie es wünscht. Aber das Fenster soll in der Weise angebracht werden, daß man nicht in den Garten sehen kann. Man hat uns schon genug gesehen.
Mit meinem Halsleiden geht es jetzt besser, und ich fühlte mich seit langer Zeit nicht mehr so wohl. Ich kann essen, ohne Beschwerde zu fühlen; und da heute Vollmond ist, so finde ich das ausgezeichnet. Das Zimmer, das ich bewohne, ist kühl und freundlich, und das ganze Kloster erscheint mir weit besser, als ich mir gedacht habe. Alles ist so schön eingeteilt, daß man nichts auszusetzen hat.
Die kleine Theresia empfiehlt sich in Ihr Gebet. Sie kam mir in Burgos kräftiger vor als hier. Die Schwestern sowie auch die Mutter Priorin befinden sich wohl und empfehlen sich Ihnen. Ich empfehle mich auch der Mutter Subpriorin und allen Ihren Töchtern sowie auch der Frau Katharina de Tolosa, der Beatrix und dem Lesmitos, der Doña Katharina und ihrer Mutter, überhaupt allen unseren Freunden. Die Schwester vom heiligen Bartholomäus empfiehlt sich Ihnen und allen Schwestern sowie auch den gnädigen Fräulein gar sehr. Unterlassen Sie nie, unsere Freunde aufs herzlichste zu grüßen! Selbst dann, wenn ich es nicht eigens erwähne, gebe ich Ihnen die Erlaubnis, ihnen in meinem Namen meine Grüße zu übermitteln.
Ich habe die Beobachtung gemacht, daß hier zwei Schwestern zur Besorgung der Wäsche genügen. In Burgos könnte man es vielleicht ebenso machen, wenn Maria eintritt, und Sie hätten dann weniger Ausgaben. Überlegen Euere Ehrwürden dies wohl; denn ich möchte Ihnen nur anraten, was für Sie am vorteilhaftesten ist. Das Wasser, das Sie haben, ist ganz vorzüglich. Elisabeth würde sich nützlich machen, wenn sie der Maria beim Waschen behilflich wäre.
Von Pater Nikolaus habe ich einen Brief erhalten. Er teilte mir darin mit, daß der Pater General, wie ich im vorhergehenden Briefe schrieb, genau nach zehn Tagen nach Genua gekommen ist; er zeigte sich sehr liebevoll und hat ihm mit großer Herablassung und Güte alle Bittgesuche gewährt, die er an ihn richtete. Er hat ihm sein Wohlwollen dadurch bekundet, daß er ihn zu seinem Prokurator für die ganze Provinz der unbeschuhten Karmeliten und Karmelitinnen ernannte, so daß jetzt alles, was an den Ordensgeneral gelangen soll, zuerst durch seine Hand gehen und seinem Gutachten unterbreitet werden muß.
Die Brüder des Paters Nikolaus haben sich gegen den Pater General sehr liebevoll benommen, so daß dieser höchst befriedigt abreiste. Als die beschuhten Karmeliten den Pater Nikolaus in ihr Kloster kommen und um Gastfreundschaft bitten sahen, glaubten sie, er wolle beschuhter Karmelit werden. Sie baten ihn, in ihrem Kloster zu bleiben, und versprachen ihm, daß sie ihn zum Prior wählen würden. Wenn er nur Abneigung hat gegen dieses Amt! Vielleicht ist er jetzt in Spanien; denn er teilte mir mit, daß er abreisen werde, sobald er einen Platz auf einem Schiffe finden würde. Beten Sie für ihn inständig zu Gott und danken Sie ihm alle dafür, daß Seine Majestät uns eine so große Gnade erwiesen hat, indem sie uns beim General so in Gunst setzte. Veranstalten Sie eine Prozession und singen Sie etwas, um dem Herrn Ihre Dankbarkeit zu bezeigen! Von nun an fehlt uns weiter nichts mehr, als daß wir recht heilig sind und aus solchen Wohltaten Nutzen ziehen, um Gott treuer zu dienen. Der Herr sei mit Euerer Ehrwürden und verleihe Ihnen seine Gnade!
Heute ist der 3. August.
Um meinen Freunden die schuldige Ehrfurcht zu bezeigen, hätte ich mich nicht einer fremden Hand bedienen sollen. Da ich nicht an meinen Doktor schreibe, so mag er wohl glauben, daß es mir nicht möglich ist. Grüßen Sie ihn herzlich und teilen Sie ihm auch die Neuigkeit mit, die mich mit großer Freude erfüllt! Auch die Schwestern sollen sich um der Liebe willen freuen, da Gott uns so große Gnaden erwiesen hat. Möge er Sie behüten, meine liebe Freundin, und Sie heilig machen!
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesu
Anschrift: An die Mutter Thomasina Baptista in Burgos.
