21. Brief — An Don Laurentius de Cepeda in Quito
Toledo, am 17. Januar 1570
Nachrichten über ihre Verwandten und über die Verwendung des Geldes, das er ihr geschickt hatte.
Jhs
Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen! Amen.
Auf vier verschiedenen Wegen habe ich Briefe an Sie gesandt, und dem dritten war auch ein Brief an Herrn Hieronymus de Cepeda beigelegt. Ich werde darum, weil ich unmöglich glauben kann, daß nicht wenigstens einer dieser Briefe angekommen ist, nicht auf alles antworten, was Sie mir geschrieben haben; und auch auf den heilsamen Entschluß, den unser Herr Ihnen eingegeben hat, will ich diesmal nicht weiter eingehen. Dieser Entschluß scheint mir ganz vortrefflich zu sein, und ich habe die göttliche Majestät dafür gepriesen. Aus den Ursachen zu diesem Entschlusse, die Sie mir mitgeteilt haben, erkenne ich wenigstens einigermaßen auch die übrigen Gründe, die Sie dabei leiten konnten; ich hoffe zu unserem Herrn, daß diese Angelegenheiten gar sehr zu seinem Dienste gereichen werden. In allen unseren Klöstern betet man ganz besonders und unablässig für Sie, unser Herr wolle Sie, da es doch Ihre Absicht ist, ihm zu dienen, glücklich zu uns führen und alles so leiten, wie es zum Heile Ihrer Kinder am zweckdienlichsten ist.
Ich habe Ihnen schon geschrieben, daß wir jetzt sechs neugegründete Klöster für Nonnen haben und zwei für unbeschuhte Brüder, ebenfalls vom selben Orden. Diese schreiten sehr voran in der Vollkommenheit, und die Nonnenklöster sind alle geradeso wie das Kloster in Ávila, so daß sie eins mit demselben auszumachen scheinen. Es ermutigt mich, wenn ich sehe, mit welchem Eifer unser Herr in diesen Klöstern gepriesen und mit welcher Seelenreinheit ihm gedient wird.
Gegenwärtig befinde ich mich in Toledo. Am Vorabend des Festes unserer Lieben Frau, im März, wird es ein Jahr, daß ich hier angekommen bin. In der Zwischenzeit reiste ich jedoch nach einem dem Fürsten Ruy Gómez de Eboli gehörigen Flecken, wo zwei Klöster, eines für Brüder und eines für Nonnen, gestiftet wurden. Mit beiden Klöstern steht es sehr gut. Ich bin dann wieder hierhergekommen, um die Angelegenheiten des hiesigen Hauses vollends in Ordnung zu bringen. Es ist dies so beschaffen, daß es ein recht stattliches Kloster zu werden verspricht. Ich war auch während dieses Winters viel gesünder als sonst; denn das Klima dieses Landes ist vortrefflich, so daß
darum manchmal der Wunsch in mir rege wird, Sie möchten hier Ihren Wohnsitz nehmen, wenn nur in anderer Beziehung, nämlich wegen Ihrer Kinder, der Ort nicht ungeeignet wäre. Indessen gibt es auch in der Umgegend von Ávila Orte, wo Sie ebenso wie andere während des Winters sich aufhalten könnten. Was aber meinen Bruder Hieronymus de Cepeda betrifft, so glaube ich, er würde hier gesünder sein, wenn Gott ihn zurückführte. Alles soll so geschehen, wie es der göttlichen Majestät gefällt. Ich glaube, seit vierzig Jahren erfreute ich mich keiner so guten Gesundheit mehr, obgleich ich dieselbe Lebensweise beobachtete wie alle anderen Schwestern und niemals Fleisch esse, außer im Falle einer großen Not.
Es wird fast ein Jahr sein, daß ich ein viertägiges Fieber hatte, worauf ich wieder gesünder wurde. Ich war damals bei der Klosterstiftung zu Valladolid, wo ich von Doña Maria de Mendoza, der Witwe des Sekretärs Cobos, die große Liebe zu mir trägt, so gut gehalten wurde, daß es mir zur Marter ward. So gibt der Herr, wenn er sieht, daß es zu unserem Heile ist, Gesundheit, und wenn diese uns nicht dazu dient, sendet er Krankheit. Er sei gepriesen für alles! Es tut mir leid, daß Sie an den Augen litten; denn es ist dies etwas Schmerzliches. Gott sei Dank, daß es so weit besser geworden ist!
Johann de Ovalle hat Ihnen schon geschrieben, wie er von hier nach Sevilla gereist ist. Einer meiner Freunde gab ihm so gute Mittel und Wege an, daß er das Geld schon am Tage nach seiner Ankunft erhoben hat. Es wurde hierher gebracht, und am Ende dieses Monats Januar wird es verteilt werden. In meiner Gegenwart wurde Rechnung gestellt über die Steuern, die zu entrichten waren. Ich werde diese Rechnung mitsenden. Es hat mir nicht wenig Mühe gekostet, in diese Geschäfte Einsicht zu gewinnen. Übrigens bin ich, seitdem ich mich mit der Errichtung dieser Gottes und Ordenshäuser beschäftige, eine solche Händlerin geworden, daß ich von all diesen Sachen etwas verstehe; und weil ich Ihr Vermögen als etwas dem Herrn Geweihtes ansehe, so freut es mich, daß ich mich damit beschäftigen kann. Damit ich‘s nicht vergesse, gebe ich Ihnen zu wissen, daß seit meinem letzten Briefe der Sohn des Cueto noch sehr jung gestorben ist. Man kann sich in diesem Leben auf nichts verlassen, und darum ist es mir immer ein Trost, sooft ich mich daran erinnere, wie gründlich Sie diese Wahrheit erkennen.
Sobald ich mit meinen Geschäften hier fertig bin, wünschte ich nach Ávila zurückzukehren; denn ich bin noch immer Priorin des dortigen St. Josephsklosters, und ich möchte den dortigen Bischof, dem ich und der ganze Orden so viel verdanken, nicht beleidigen. Was dann der Herr hinsichtlich meiner noch weiter verfügen wird, weiß ich nicht; vielleicht werde ich nach Salamanka gehen, wo man mir ein Haus angeboten hat. So zuwider mir auch dies Umherreisen ist, so ist doch der Nutzen, den diese Klöster unter dem Volke überall, wo sie bestehen, stiften, so groß, daß es Gewissenssache für mich ist, so viele zu gründen, als ich kann. Auch segnet der Herr diese Unternehmungen so, daß ich immer wieder neuen Mut gewinne.
In meinen früheren Briefen vergaß ich, Ihnen von der günstigen Gelegenheit zu schreiben, die sich in Ávila zur Erziehung Ihrer Kinder bietet. Daselbst haben die Väter der Gesellschaft Jesu ein Kollegium, wo sie die Grammatik lehren. Die Knaben gehen alle acht Tage zur Beichte und werden so zur Tugend angeleitet, daß man unseren Herrn dafür preisen muß. Philosophie und Theologie werden im Kloster zum heiligen Thomas gelesen. Es ist somit nicht notwendig, zur Erlernung der Tugend und Wissenschaft anderswohin zu gehen. Auch herrscht in der ganzen Stadt ein so christlicher Sinn, daß alle Fremden, die dahin kommen, sich daran erbauen. Es wird viel gebetet, viel gebeichtet, und es gibt auch unter den Weltleuten viele, die ein Leben hoher Vollkommenheit führen. Einer von diesen ist der gute Franz de Salcedo.
Sie haben mir eine große Gefälligkeit erwiesen, daß Sie dem Cepeda ein so freundliches Geschenk zusandten. Dieser heilige Mann, den ich nicht zu überschätzen glaube, kann nicht genug dafür danken. Der alte Petrus del Peso ist etwa vor einem Jahre gestorben; er war reich an Verdiensten. Anna de Cepeda hat das Almosen, das Sie ihr schickten, hoch angeschlagen; mit diesem wird sie sich reich schätzen, da ihr auch andere Personen ihrer Tugend wegen viel Gutes tun. Es würde ihr nicht an Unterkunft fehlen, wenn sie nicht gar so sonderbar wäre und der Gesellschaft anderer sich anpassen würde. Aber Gott führt sie nun einmal diesen Weg. Ich habe es nie gewagt, sie in eines unserer Klöster aufzunehmen, nicht etwa, weil es ihr an Tugend fehlte, sondern weil ich sehe, daß ihre gegenwärtigen Verhältnisse besser für sie passen. Deshalb würde sie auch bei ihrer Eigenart weder mit Doña Maria noch mit einer anderen Verwandten recht gut zusammenleben können. Sie scheint so etwas Einsiedlerisches an sich zu haben, ist fromm wie immer und den Bußübungen sehr ergeben.
Der Sohn der Doña Maria, meiner Schwester, und des Martin de Guzmán hat Profeß abgelegt und macht in seiner Heiligkeit große Fortschritte. Daß Doña Beatrix und ihre Tochter gestorben sind, habe ich Ihnen schon geschrieben. Doña Magdalena, die jüngere Tochter, ist zur Erziehung in einem Kloster. Ich wünschte gar sehr, Gott möchte sie zum Ordensstande berufen. Sie ist ein sehr liebes Kind. Ich habe sie schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen. Eben jetzt trug man ihr eine Heirat mit einem Majoratsherrn an, der Witwer ist; ich weiß aber nicht, was aus der Sache werden wird.
Ich habe Ihnen schon geschrieben, welche Wohltat Sie meiner Schwester so ganz zur rechten Zeit erwiesen haben. Ich staunte über die Leiden, die der Herr durch die Not, in der sie sich befand, über sie kommen ließ; aber sie hat sie so geduldig ertragen, daß ihr der Herr dafür diese Linderung verschaffen wollte. Ich meinerseits habe keine Not an etwas, sondern im Gegenteil Überfluß an allem. Darum werde ich von dem Almosen, das Sie mir zugesandt haben, meinen Schwestern mitteilen und das übrige zu guten Werken verwenden. Und das Verdienst davon wird Ihnen zugute kommen. Ein Teil des Geldes ist mir wegen gewisser Beängstigungen gut zustatten gekommen. Ich muß nämlich bei meinen Stiftungen verschiedene Ausgaben machen; und wiewohl ich damit sehr zurückhaltend bin und alles für unsere Klöster verwende, so könnte ich doch in bezug auf gewisse Geschenke an Gelehrte, die ich in meinen Seelenangelegenheiten immer zu Rate ziehe, mich mehr einschränken, weil sie streng genommen nicht notwendig sind. Es war mir daher die Zusendung eine große Erleichterung; denn auf diese Weise war es nicht notwendig, Geld aufzunehmen, obwohl es mir an Kredit nicht gefehlt hätte. Es ist mir lieber, diesen Herren gegenüber frei zu sein, um ihnen immer auch meine Meinung sagen zu können. Die Welt ist so voll Habsucht, daß ich in Wahrheit erschrecken würde, wenn ich Geld behalten müßte. Darum werde ich von dem mir gesandten [Gelde] nichts behalten, außer etwas Weniges, um es dem Orden zuzuwenden. Da bleibt dann mein Gewissen frei von jedem Vorwurf, weil ich es nur zu diesem Zwecke behalte. Ich habe auch vom General und Provinzial alle mögliche Vollmacht, Nonnen aufzunehmen, in andere Klöster zu versetzen und einem Kloster mit dem Vermögen eines anderen aufzuhelfen.
Ich begreife nicht, wie die Leute so verblendet sein und mir ein so großes Vertrauen schenken können, daß man mir auch tausend und zweitausend Dukaten leihen würde. Gerade in der Zeit, da ich einen wahren Abscheu vor allem Gelde und allen Geldgeschäften habe, will der Herr, daß ich mit nichts anderem umgehe, und dies ist mir kein kleines Kreuz. Seine Majestät verleihe, daß ich ihr dadurch dienen möge! Denn auch dies alles wird vorübergehen.
Ich glaube wirklich, es werde mir eine Erleichterung sein, wenn ich Sie hier habe; denn alle irdischen Dinge trösten mich so wenig, daß vielleicht der Herr will, ich solle diesen Trost genießen, und daß wir beide uns miteinander vereinigen, um seine Ehre und Glorie mehr zu fördern und etwas zum Heile der Seelen beizutragen. Was mir tief das Herz verwundet, ist der Gedanke, daß so viele Seelen verlorengehen, und auch Ihre Indianer schmerzen mich nicht wenig. Der Herr sende ihnen Licht! Denn hier und dort herrscht großes Elend. Auf meinen Reisen durch so viele Gegenden und bei meinem Verkehr mit so vielen Leuten kann ich mir oftmals nichts anderes denken, als daß wir Menschen ärger seien als die unvernünftigen Tiere, weil wir die hohe Würde unserer Seele nicht erkennen, und wie tief wir uns dadurch erniedrigen, daß wir uns an so gemeine Dinge wie die irdischen hängen. Der Herr sende uns Licht!
Sie werden den Neffen des Vizekönigs, den Pater Garcia de Toledo, zu Rate ziehen können, einen Mann, den ich bei meinen Angelegenheiten gar sehr vermisse. Ist Ihnen in irgendeiner Sache der Beistand des Vizekönigs notwendig, so sollen Sie wissen, daß er ein sehr christlicher Mann ist und es ein großes Glück war, daß er dorthin hat gehen wollen. Einen Brief an ihn habe ich in die Pakete gelegt und ebenso in ein jedes Reliquien für Sie auf die Reise. Ich wünschte sehr, daß die Reliquien richtig ankämen.
Ich hatte nicht gedacht, mich so weit verbreiten zu wollen. Ich wünsche nur noch, Sie möchten die große Gnade erkennen, die Ihnen Gott dadurch erwiesen, daß er der Doña Johanna einen so seligen Tod verliehen hat. Hier hat man sie unserem Herrn empfohlen, und in allen Klöstern wurden die Seelengottesdienste für sie gehalten. Ich hoffe zur göttlichen Majestät, daß sie unserer Fürbitten nicht mehr bedarf. Bemühen Sie sich recht sehr, Ihren Schmerz zu mäßigen. Bedenken Sie, daß Sie sonst jenen gleichen würden, die nicht daran denken, daß es ein ewiges Leben gibt, und die darum so sehr um jene trauern, die aus diesem Elende scheiden, um in ein besseres Leben einzugehen. Meinem Bruder, dem Herrn Hieronymus de Cepeda, empfehle ich mich bestens. Er möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben betrachten! Es hat mich außerordentlich gefreut, daß Sie schon Anstalten getroffen, um wenn möglich schon in einigen Jahren zu kommen. Ich wünschte, Sie möchten, wenn es sein kann, auch Ihre Kinder mitbringen, damit wir hier vereinigt seien und uns gegenseitig unterstützen können, um einst für alle Ewigkeit vereinigt zu werden. Heute ist der 17. Januar 1570.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu, Karmelitin
Von den heiligen Messen sind schon viele gelesen, und auch die übrigen werden noch gelesen werden. Eine Nonne habe ich ohne alle Aussteuer aufgenommen und ihr auch das Bett geben wollen, und dies alles habe ich Gott aufgeopfert, daß er Sie und Ihre Kinder glücklich hierher führe. Empfehlen Sie mich ihnen. Die Aufnahme einer anderen unter gleichen Verhältnissen opfere ich für Herrn Hieronymus de Cepeda auf. Ich nehme überhaupt viele ohne Aussteuer auf, wenn sie nur dem geistlichen Leben ergeben sind. Unser Herr schickt dafür auch andere, wodurch sich alles wieder ausgleicht. So trat eine zu Medina mit 8000 Dukaten ein, und eine andere, die 9000 Dukaten hat, will hier eintreten. Dies boten sie an, ohne daß ich etwas von ihnen verlangte. Es sind so viele, die sich zur Aufnahme melden, daß man Gott dafür preisen muß. Ist eine dem Gebete ergeben, so will sie sozusagen nur in eines unserer Klöster aufgenommen werden. Indessen ist für jedes Kloster die Zahl der Nonnen nur auf dreizehn festgesetzt. Weil nämlich bei uns der Vorschrift unserer Satzungen gemäß keine Almosen gesammelt werden und wir nur von den Gaben leben, die uns an die Winde gebracht werden, was auch weitaus hinreicht, so können unser in den einzelnen Klöstern nicht viele sein. Ich glaube, es wird Sie sehr freuen, diese Klöster zu sehen. Über das, was man uns gibt, verlangt niemand Rechenschaft, und es hat auch niemand Einsicht in unsere Rechnungen zu nehmen als ich allein, und darum habe ich um so mehr Arbeit.
Dem Herrn Petrus de Ahumada senden Sie viele Empfehlungen von mir. Weil er durch Sie Nachricht von mir erhält und weil ich so wenig Zeit habe, darum schreibe ich ihm nicht. Um Augustin de Ahumada bin ich sehr besorgt, weil ich nicht weiß, wie er es mit unserem Herrn hält. Ich bete viel für ihn. Dem Herrn Ferdinand de Cepeda empfehle ich mich. Eine Tochter seiner Schwägerin hat sich eben jetzt sehr glücklich verheiratet.
