442. Brief — An die Mutter Katharina von Christus, Priorin in Soria
Valladolid und Medina del Campo, am 15. September 1582
Rat, die Profeß von zwei Schwestern aufzuschieben. Die Gründung in Pamplona kann erst ausgeführt werden, wenn sichere Einkünfte vorhanden sind. Ankunft in Medina.
Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter, und erhalte Sie mir!
Ihre Briefe habe ich erhalten, und sie bereiteten mir überaus große Freude. Es hätte mich sehr gefreut, wenn man die Küche und den Speisesaal ausgebessert hätte, allein Sie sind besser imstande als ich, die geeigneten Anordnungen zu treffen; handeln Sie also, wie Sie es für gut halten!
Es freut mich sehr, zu erfahren, daß die Tochter des Rochus de Huerta vorzügliche Eigenschaften besitzt. Es scheint mir vorteilhaft, mit der Profeß zu warten bis zu der Zeit, die Sie angeben; sie ist noch jung, und es hat keine Eile. Wundern Sie sich nicht, an ihr einige Verkehrtheiten des Charakters zu finden! Für ihr Alter ist dies nicht von Bedeutung. Sie wird dies ablegen, und gewöhnlich werden solche Leute bußfertiger als andere.
Sagen Sie der Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit, daß ich, um ihr eine Freude zu machen, gern ihre Bitte erfüllen möchte und noch mehr! Gebe Gott, daß es mir möglich sei, zu ihrer Profeß zu kommen! Ich würde dies sehr gerne tun, und es wäre mir weit angenehmer, als mich mit all den Schwierigkeiten hierzulande abzugeben.... Möge Gott diesen Plan verwirklichen, wenn er zu seiner Ehre beiträgt!
Was die Klostergründung betrifft, so werde ich dazu meine Einwilligung nicht geben, wenn nicht sichere Einkünfte vorhanden sind. Wir müssen in dieser Weise verfahren, da nach meiner Ansicht der Wohltätigkeitssinn nicht groß ist und wir bei der großen Entfernung dieses Ortes von all unseren anderen Klöstern uns nicht niederlassen können, wenn wir nicht in entsprechender Weise für das Nötige Sorge tragen. In Kastilien unterstützen sich die Klöster gegenseitig, wenn eines von ihnen in Not gerät. Es ist aber erfreulich, daß ein so guter Anfang vorhanden ist, daß man von dieser Angelegenheit spricht und daß allmählich wohltätige Leute sich finden. Wenn Gott dieses Werk will, wird er selbst die Herzen rühren und uns mehr Hilfe verschaffen, als wir augenblicklich finden.
Ich werde kurze Zeit in Ávila bleiben; denn ich darf nicht säumen, nach Salamanka zu reisen, wohin Sie mir schreiben können. Wenn jedoch die Gründung in Madrid sich verwirklichen sollte, wie ich es tagtäglich erwarte, so würde ich lieber dorthin mich begeben, um Ihrem Kloster näher zu sein. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott!
Es wäre mein Wunsch, daß diese Nonne, von der Sie mir erzählen, nach Palencia sich begeben würde, wenn sie es wünscht; denn man braucht sie gerade in diesem Kloster. Ich schreibe daher an die Mutter Agnes von Jesu, damit sie miteinander die Sache vereinbaren.
Was die Angelegenheit mit den Theatinern betrifft, so hat es mich gefreut, daß Sie Ihr möglichstes taten; denn das tut not.... Der Doña Beatrix bitte ich in meinem Namen alles mitzuteilen, was Sie für gut erachten. Ich würde ihr gerne schreiben, aber wir sind eben daran, abzureisen, und ich habe so viele Arbeiten zu erledigen, daß ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Gott möge alles zu seiner Ehre gereichen lassen!
Wenn ich Ihnen empfehle, die Profeß jener genannten Novizin aufzuschieben, so geschieht dies — Sie dürfen es mir glauben — nicht, um einer anderen vor dieser den Vorzug zu geben; denn das sind weltliche Eitelkeiten, die mich sehr betrüben; ich mischte nicht, daß Euere Ehrwürden auf solche Dinge Rücksicht nehmen. Aber diese Maßregel gefällt mir, da diese Schwester noch sehr jung ist und so Gelegenheit hat, sich noch mehr abzutöten. Für den Fall, daß man eine andere Absicht als diese vermuten sollte, würde ich Ihnen befehlen, sie sogleich zur Profeß zuzulassen. Es ist wirklich gut, die Demut, die wir gelobt haben, auch im Werke zu zeigen. Das hatte ich Ihnen zuerst sagen wollen. Die Demut der Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit kenne ich; sie ist über alle diese kleinlichen Ehrenpünktlein der Welt erhaben. Es freut mich deshalb sehr, daß Sie die Zeit der Profeßablegung dieses Kindes noch hinausschieben.
Sonst kann ich Ihnen nichts berichten; wir reisen nach Medina
ab. Mit meiner Gesundheit steht es wie gewöhnlich. Meine Begleiterinnen empfehlen sich Euerer Ehrwürden. Schwester Anna hat Ihnen vor einigen Tagen geschrieben, was hier vorgeht. Ich bitte alle Schwestern inständig, für mich zu beten. Gott möge sie heilig machen und Euerer Ehrwürden die gleiche Gnade schenken!
Valladolid, am 15. September.
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesu
Wir sind in Medina angekommen; ich habe soviel zu tun, daß mir gerade soviel Zeit erübrigt, um Ihnen mitzuteilen, daß wir eine gute Reise hinter uns haben. Wenn Sie die Profeß der Schwester Elisabeth aufschieben, so suchen Sie nicht den Anschein zu erwecken, als geschehe es, um einer anderen einen Vorzug zu gewähren; denn das ist nicht der entscheidende Grund für diese Maßregel.
