347. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Valladolid, am 28. Dezember 1580
Auftrag in bezug auf die Angelegenheit eines neuen Hauses in Salamanka. Bestimmung des Geldes, das das Kloster in Sevilla dem Don Laurentius noch schuldete.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Möchte Ihnen Seine Majestät so heilige Weihnachtsfeiertage geschenkt haben, wie ich es Ihnen gewünscht habe!
Ich hätte Ihnen so gerne mit eigener Hand geschrieben, allein mein Kopfleiden und die vielen Beschäftigungen, die mir die Vorbereitung auf die Reise zur Klosterstiftung in Palencia verursacht haben, gestatten es mir nicht. Empfehlen Sie uns Gott, damit dieses Unternehmen zu seiner größeren Verherrlichung gereiche! Ich befinde mich, Gott sei Dank, besser, und es ist für mich ein Trost, von Ihnen dasselbe zu erfahren. Sehen Sie doch um der Liebe Gottes willen ja recht auf Ihre Gesundheit und nehmen Sie sich bezüglich des Trinkens in acht, da Ihnen dies, wie Sie aus Erfahrung wissen, schädlich ist! Ein Aufguß von Rhabarber hat bei zwei Schwestern, die auch an solchen Anschwellungen litten und mehrere Tage hindurch früh morgens dieses Mittel gebrauchten, großen Erfolg gehabt. Fragen Sie darüber den Arzt, und wenn er es für gut hält, dann gebrauchen auch Sie dieses Mittel!
Ihre beiden Briefe habe ich erhalten. In dem einen sprechen Sie von der Freude, die Ihnen die Anwesenheit unseres Vaters Gracián bereitet. Ich bin glücklich darüber und freue mich, daß Sie jemanden haben, bei dem Sie Trost und guten Rat finden können; denn Sie haben nun schon lange genug Ihre Leiden allein getragen.
In dem anderen Briefe berichten Sie mir über die Angelegenheiten in Indien. Ich habe mich recht gefreut, zu erfahren, daß Sie jemand gefunden haben, der sich mit Eifer dieser Sache annimmt; denn das Kloster in Salamanka hat in seiner mißlichen Lage kein anderes Mittel [als jenes, von dem ich mit Ihnen schon gesprochen habe]. Würde vor Ablauf der Zeit, zu der sie das bisher bewohnte Haus verlassen müssen, keine günstige Antwort kommen, dann befänden wir uns in großer Bedrängnis.
Senden Sie deshalb um der Liebe Gottes willen beiliegenden Brief sicher an seine Adresse ab, da sich darin der Vertrag befindet, der über den Verkauf des fraglichen Hauses abgeschlossen wurde! Für den Fall, daß etwa jene, an die dieses Briefpaket gerichtet ist, schon gestorben wären, schreiben Sie an die Personen, die Sie mir bezeichnet haben, und bitten Sie diese, sich jener Angelegenheit annehmen zu wollen! Sollten aber die Adressaten noch am Leben sein und in den Besitz dieser Briefe gelangen, dann könnten die bereits genannten Personen zugleich mit diesen Briefen die Sache betreiben. Vielleicht werden sie es mit größerem Eifer tun als jene und uns bald Antwort geben, woran viel gelegen ist. Dies müssen Sie ihnen recht ans Herz legen und Ihren Briefen an sie eine Abschrift des Kontraktes beifügen, der in diesem Briefpaket enthalten ist, und zwar müssen Sie, wenn es nötig ist, für jeden Adressaten eine eigene senden! Flehen Sie alle zu Gott, daß diese Briefe glücklich dort ankommen und unsere Angelegenheit endlich einmal geregelt werde!
Bezüglich des Geldes zur Erbauung der Kapelle dürfen Sie ohne Sorge sein, wenn Sie es auch nicht so schnell schicken können, als ich es wünschte; denn ich habe Sie nur deshalb darum gebeten, weil es zu dem bezeichneten Zweck bestimmt ist.
Den Brief aus Indien habe ich zugleich mit dem Ihrigen erhalten. Befördern Sie auch den beifolgenden an meinen Neffen Don Laurentius und sorgen Sie dafür, daß er sicher an seine Adresse gelangt! Die besten Grüße an die Mutter Subpriorin und an die Schwestern. Ich freue mich, daß sie wieder gesund sind. Wenn sie bedenken, was die Schwestern hierzulande erdulden und wie viele Krankheiten sie auf sich nehmen mußten, dann werden sie zur Einsicht kommen, daß es ihnen nicht ganz schlecht ergangen ist. Was mich betrifft, so bin ich noch immer nicht recht bei Kräften.
Der Brief an Don Laurentius soll nicht in das Paket zu den an-
deren kommen, da er weit von jenen Personen entfernt lebt. Suchen Sie jemand, der sich in jene Stadt oder Provinz — ich weiß nicht recht, wie man da sagen muß — begibt, wo er sich aufhält. Sehen Sie, meine Tochter, ja darauf, daß Sie die Sache gut besorgen! In dem Paket befindet sich auch noch eine andere Denkschrift über den Vertrag betreffs des Hauses. Sie können gar nicht glauben, was diese Schwestern in Salamanka ausstehen und welch große Beschwerden sie schon erduldet haben. Geben Euere Ehrwürden dem Don Laurentius genau den Ort an, wo sich Ihr Kloster zum heiligen Joseph befindet, damit er auf seinen Brief die richtige Adresse schreibe;
denn vielleicht erinnert er sich nicht mehr daran!
Von dem Gelde, das Sie zu bezahlen schuldig sind, soll nach dem Auftrage meines Bruders eine Kapelle im St.JosephsKloster erbaut werden, wo er auch begraben liegt. Sie dürfen aber dasselbe nicht an Don Franz senden, sondern an mich, und ich werde mir von ihm darüber eine Quittung ausstellen lassen. Ich fürchte nämlich, er könnte das Geld zu etwas anderem verwenden, zumal jetzt, da er verheiratet ist. Ich möchte jedoch nicht, daß Sie wegen dieser Bezahlung in Verlegenheit kämen. Da jetzt, wie unser Vater mir schreibt, einige Nonnen in Ihr Kloster eintreten werden, so verschaffen Sie sich von deren Mitgift das nötige Geld!
Es wäre mein Wunsch, daß Ihr Kloster einen größeren Garten hätte, damit die Schwester Beatrix sich mehr beschäftigen könnte. Ich bin unmöglich imstande, ihre Entschuldigungen anzunehmen; denn Gott kann sie nicht täuschen, und ihre Seele muß all die Verleumdungen, die Ihnen bekannt sind, büßen sowie auch alle anderen, die sie vor den Schwestern ausgesprochen hat, wie diese mir berichteten. Wer sagt die Wahrheit? Sie oder die Schwestern?
Entrichten Sie mir dem Pater Rodrigo Alvarez und dem guten
Prior de las Cuevas einen Gegengruß! O welchen Gefallen erweisen Sie mir, daß Sie um letzteren so sehr besorgt sind! An den guten Serrano und an alle meine Töchter viele Empfehlungen! Gott erhalte Sie mir! Befragen Sie ja den Arzt wegen des Rhabarbers! Denn dieses Heilmittel ist sehr erprobt.
Heute ist der letzte Weihnachtsfeiertag.
Euerer Ehrwürden
Theresia von Jesu
Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph im Karmel zu Sevilla.
