179. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Toledo, am 9. April 1577
Klosterangelegenheiten in Sevilla.
Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!
Durch den Eilboten habe ich Ihnen einen Brief übersandt, der nach meinem Dafürhalten früher ankommen wird als der gegenwärtige. Mit diesem Briefe folgen auch die Kruzifixe, die genau so sind wie die anderen; sie kosten, wie ich glaube, per Stück nicht mehr als neun Realen weniger einem Viertelreal. Man hatte mir indessen gesagt, daß das Stück nicht unter einem Dukaten abgegeben werde. Durch den Drechsler können Sie ihre Annagelung besorgen lassen; es ist dies eine leichte Arbeit. Wegen der Feiertage konnte dies hier nicht mehr geschehen, und so erhalten Sie die Kruzifixe, wie sie eben sind. Sie sind nicht teuer, und darum hätte ich Ihnen gerne mehrere geschickt.
Ich wünschte sehr, etwas von der guten Bernarda zu erfahren.
Daß Gott eine Schwester aus diesem Kloster zu sich genommen hat, habe ich Ihnen schon geschrieben. Es ist mir dies recht zu Herzen gegangen.
Was die Besprechung Ihrer Gebetsweise mit García Alvarez betrifft, so sehe ich keinen Grund, warum Sie dies unterlassen sollten; diese Gebetsweise ist nicht derart, daß man sie beanstanden könnte. Auch die übrigen Schwestern, die denselben Weg wandeln, können sich mit ihm darüber besprechen. Es schiene mir sonderbar, anders zu handeln, besonders da unser Pater Visitator dies vorgeschrieben hat. Empfehlen Sie mich dem García Alvarez vielmals!
O wie gerne möchte ich dem heiligen Prior de las Cuevas mein Büchlein zusenden, um das er mich gebeten hat! Wir sind ihm so vieles schuldig, daß ich ihm dieses Vergnügen bereiten möchte. Auch dem García Alvarez würde es, wie ich glaube, nicht schaden. Er könnte daraus großen Einblick in unsere Lebens und Gebetsweise gewinnen. Hätte ich doch das Büchlein! Ich würde es diesem heiligen Manne senden; denn wir können ihm nur dadurch einen ihm längst schuldigen Dienst erweisen, daß wir seinen Wünschen entgegenkommen. Vielleicht wird es einmal geschehen. Heute bin ich so sehr beschäftigt, daß ich Ihnen nicht ausführlicher schreiben kann.
Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, daß ich die vom Maultiertreiber überbrachten Geschenke erhalten habe; sie sind aber nicht gut angekommen. Jetzt ist infolge der Hitze nicht mehr die geeignete Zeit für derartige Sendungen. Schicken Sie mir also nichts mehr außer Orangenblütenwasser; die Flasche, in dem das mir übersandte sich befand, ist zerbrochen. Auch bitte ich Sie um eine kleine Quantität getrockneter und verzuckerter Orangenblüten, wenn Sie solche bekommen können. Die Kosten werde ich vergüten. Wenn Sie keine Orangenblüten bekommen können, so schicken Sie wenigstens Bonbons. Aber lieber wären mir Orangenblüten, kosten sie, was sie wollen, auch dann, wenn Sie nur eine geringe Quantität bekommen.
Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, daß eine Nonne von uns in den Himmel eingegangen ist, daß wir viele Leiden zu erdulden hatten und endlich, daß ich über den Eintritt des Herrn Nikolaus ins Noviziat sehr erfreut war. Ich rechne es Ihnen hoch an, daß Sie den Schwestern in Paterna so viel Gutes erweisen. Sie schreiben mir von Ihrer Freigebigkeit. Glauben Sie es mir, es war gewiß ein Werk der göttlichen Vorsehung, daß Sie nach Sevilla als Priorin gekommen sind, da Sie so voll Liebe und Hingebung sind, um uns allen Gutes zu erweisen. Ich hoffe, daß Sie in dieser Tugend noch zunehmen werden.
An den Pater Prior de las Cuevas werde ich heute wohl nicht mehr schreiben können; ich werde es ein andermal tun. Sagen Sie ihm nichts von diesem Brief! Allen Schwestern, insbesondere meiner Schwester Gabriela, empfehle ich mich! Gerne möchte ich dieser noch schreiben. O wie sehr wünschte ich, jene Witwe im Kloster auch als Profeßschwester zu sehen! Gott möge diesen Wunsch erhören und Sie mir erhalten! Amen. Für Doña Luise habe ich Ihnen auch einen Brief geschickt.
Heute ist der letzte Osterfeiertag.
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesu
Es diene Ihnen zur Kenntnis, daß man den Bruder der [Elisabeth] vom heiligen Franziskus aus der Gesellschaft Jesu ausgeschlossen hat; es hat mir dies leid getan. Ich habe es nicht gewagt, dies der armen Schwester zu schreiben, um ihr kein Leid zu verursachen. Aber vielleicht ist es besser, sie erfährt es durch uns. Auf beiliegendem Zettel eines Ihrer Freunde, der in Salamanka sich befindet, werden Sie ersehen, daß ich mir zuvor bei den Vätern der Gesellschaft Jesu darüber Auskunft verschafft habe. Ich schicke Ihnen auch den Brief, den mir die Priorin von Salamanka geschrieben hat. Ein Trost ist es, daß dieser arme Ordensmann einen Lebensunterhalt gefunden hat.
Es wird vielleicht so besser für ihn sein, selbst in bezug auf den Dienst Gottes. Wenn Sie es für gut finden, so geben Sie dieser Schwester davon Nachricht und schicken Sie ihr diese Zeilen nebst beiliegendem Zettel.
Pater Bartholomäus de Aguilar versichert mich, daß er gerne öfters zu den Schwestern kommen würde, allein sie würden dies nicht verlangen. Man muß ihn also darum ersuchen, da er als einfacher Untergebener nicht anders kann. Unterlassen Sie es nicht, ihn manchmal zu einer Predigt und zu einem Besuche einzuladen; denn er ist ein vortrefflicher Ordensmann.
Sie können ihm die beiliegenden Briefe lesen lassen. Wie sollte ich Ihnen das verbieten können?
