13. Brief — An Doña Luise de la Cerda in Toledo
Valladolid, am 2. November 1568
Nachricht über den Empfang des Buches ihres Lebens und Empfehlungen an verschiedene Personen.
Jesus sei mit Ihnen, meine gnädige Frau und Freundin!
Entschuldigen Sie die Kühnheit, mit der ich Sie anrede; denn obgleich Doña Luise mehr meine Gebieterin ist, so ist sie doch in Wahrheit auch meine Freundin. Der Antonia habe ich aufgetragen, Ihnen über alles zu berichten, was hier vorgeht, über meine schlechte Gesundheit und über alles andere; denn mein Kopf ist so, daß ich nicht weiß, wie ich auch nur diese Zeilen zu schreiben imstande bin; die Nachricht jedoch, daß Sie und meine dortigen Herrschaften wohlbehalten angekommen sind, hat mich so getröstet, daß es nicht zu viel ist, wenn ich mich dazu ermutige. Der Herr sei gepriesen für alles! Denn ich habe ihm alle sehr angelegentlich empfohlen. Auch das gereichte mir zu großem Troste, daß Sie mit Ihrem Kloster so wohl zufrieden sind. Ich sehe aber auch, daß Sie allen Grund dazu haben; denn, wie ich erfahre, wird daselbst unserem Herrn in aller Wahrheit gedient. Möge es ihm gefallen, daß alle Schwestern so seien, wie die Pflicht der Dankbarkeit gegen Sie es erheischt! Möge unser Herr Sie mir erhalten und mir verleihen, daß ich Sie noch einmal sehe, ehe ich sterbe!
Was das Buch betrifft, so hätten Sie diese Angelegenheit nicht besser besorgen können, und so vergesse ich alle Verdrießlichkeiten, die Sie mir [durch die Verzögerung] verursacht hatten. Magister Ávila schreibt mir umständlich darüber. Er ist ganz zufrieden damit, nur bemerkt er, es möchten einige Stellen deutlicher erklärt und in anderen die Ausdrücke geändert werden, was leicht geschehen kann. Sie haben da ein gutes Werk getan. Der Herr wird es Ihnen nebst den anderen Gnaden und Guttaten, die Sie mir schon erwiesen haben, vergelten. Ich habe mich sehr gefreut über eine so gute Botschaft; denn sie ist von großer Wichtigkeit. Man sieht wohl, wer den Rat gegeben hat, sie zu schicken.
An meinen Vater Paulus Fernández möchte ich gerne recht vieles schreiben, allein es ist mir jetzt wirklich unmöglich. Ich denke, ich erweise ihm einen größeren Gefallen, wenn ich mein Unwohlsein nicht noch mehr verschlimmere. Ich bitte Sie, ihm zu sagen, wie es hier geht, damit er mich und alle unsere Angelegenheiten dem Herrn empfehle. Dasselbe will auch ich für ihn tun. Auch bitte ich Sie, den Brief von der Schwester Antonia an die Priorin von Malagón senden zu wollen und, wenn es Ihnen gefällt, auch diesen; wenn nicht, so lassen Sie ihr schreiben, sie möge in der Angelegenheit, in der ich ihr durch Michael geschrieben habe, nichts weiter mehr tun; denn der General hat mir aufs neue wieder geschrieben, und es hat den Anschein, daß die Angelegenheiten einen besseren Verlauf nehmen. Beachten Sie, daß an der Mitteilung dieser Nachricht viel gelegen ist.
Dem Don Johann und meinen dortigen gnädigen Damen entbiete ich meine ehrfurchtsvollsten Grüße. Alle seien mir hoch willkommen mit Ihnen. Es machte mir diese Ankunft eine große Freude, ich sage es wiederholt. Dem Don Ferdinand und der Doña Anna entrichten Sie viele freundliche Grüße, ebenso dem Alfons de Cabria und dem Alvaro de Lugo. Sie wissen doch wohl, daß ich mich aller ehrenden Auszeichnungen entschlagen und die Demut mir erwerben soll. Der Herr gebe, daß ich Sie wiedersehen möge! Denn ich habe ein großes Verlangen darnach. In dortiger Gegend bin ich gesünder, und es geht mir in allem besser als hier.
Wenn man das Kloster an einen anderen Platz verlegen will, so muß man sehr darauf sehen, eine gesunde Lage zu wählen. Sie wissen ja, wie es uns jetzt ergeht, da dieses nicht der Fall ist, obgleich das Haus selber durch Annehmlichkeit sich auszeichnet.
Ich habe mich sehr gefreut über die Aussteuer, die Sie dem genannten Fräulein geben. Handelt es sich um eine Person Ihrer Wahl, so gibt es immer Platz; denn das Ganze ist ja Ihr Werk. Die Doña Maria de Mendoza läßt Sie ehrfurchtsvoll grüßen. Schon ehe ich gelesen, was Sie mir zu sagen auftragen, hatte sie viel mit mir darüber gesprochen. Eben jetzt ist sie nicht zu Hause, ich werde es ihr aber noch sagen; denn diese Rücksicht gebührt ihr wohl. Unserem Vater, dem Lizentiaten Velasko, sagen Sie, was Sie für geeignet halten. Gott sei mit Ihnen! Er mache Sie so, wie ich es wünsche! Amen. Heute ist der Tag nach Allerheiligen.
Euerer Gnaden unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu, Karmelitin
Anschrift: An die sehr erlauchte Herrin Doña Luise de la Cerda, meine Gebieterin.
