325. Brief — An Doña Maria Henriquez, Herzogin von Alba
Toledo, am 8. Mai 1580
Freude und Betrübnis. Fürbitte zugunsten der verfolgten Jesuiten in Pamplona.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Exzellenz!
Seitdem ich erfahren, daß Sie nach Hause zurückgekehrt sind, hatte ich den innigsten Wunsch, Ihnen zu schreiben; allein meine Gesundheit war seit dem Gründonnerstag sehr schlecht; erst seit acht Tagen hat mich das Fieber verlassen, und doch war dieses Leiden von allen, die ich in dieser Zeit zu erdulden hatte, noch das geringste. Nach Aussage der Ärzte hat sich ein Geschwür an der Leber gebildet. Nach verschiedenen Aderlässen und durch Einnahme von Führmitteln bin ich endlich mit Gottes Hilfe diesem Meere von Leiden entronnen. Möge es Seiner Majestät gefallen, so schwere Leiden nur mir allein zu senden und Sie damit zu verschonen! Denn es würde mich mehr schmerzen, andere dulden zu sehen, als selbst von Leiden betroffen zu werden.
Die Angelegenheiten Euerer Exzellenz haben, wie es scheint, einen glücklichen Ausgang genommen. Ich kann Ihnen darum nur sagen, daß unser Herr will, wir sollten keine Freude ohne Beimischung von Leiden genießen. Dies werden, wie ich mir denke, eben jetzt auch Sie erfahren, da Sie von dem getrennt leben müssen, den Sie so sehr lieben. Allein dies wird unser Herr deshalb so gefügt haben, damit der Herr Herzog sich große Verdienste sammle und Sie später auf einmal mit der Fülle des Trostes begnadigt werden. Möge Seine Majestät die Dinge so leiten, wie ich sie darum bitte und wie sie alle Nonnen unserer Klöster mit größtem Eifer darum anflehen! Ich habe Ihnen alles ans Herz gelegt, gerade jetzt den glücklichen Ausgang des gegenwärtigen Unternehmens besonders im Auge zu behalten: Ich selbst, so elend ich auch bin, werde stets in dieser Absicht beten, und so werden wir fortfahren, bis wir die erwünschten Nachrichten erhalten.
Ich kann mir [leicht] vorstellen, wie viele Wallfahrten Sie jetzt
vornehmen und wie viele Gebete Sie verrichten werden; ohne Zweifel wird Ihnen oft das Leben im Gefängnisse noch angenehmer vorkommen. O mein Gott, wie armselig sind doch die Eitelkeiten der Welt! Wahrhaftig, das beste ist, weder Ruhe noch sonst etwas von ihr zu verlangen, sondern alles, was uns betrifft, in die Hände Gottes zu legen; er weiß besser, was uns zuträglich ist, als wir es von ihm verlangen können.
Ich sehne mich sehr darnach, zu erfahren, wie es mit Ihrer Gesundheit steht und wie es im übrigen geht; ich bitte Sie, mir darüber Nachricht geben zu wollen. Es liegt nichts daran, ob der Brief von Ihrer oder von fremder Hand geschrieben ist. Da ich schon lange keinen Brief mehr von Ihnen empfangen habe, so mußte ich mich zufrieden geben mit den Grüßen, die mir Pater Magister Gracián von Ihnen übersandte. Ich schreibe Ihnen jetzt nichts von dem Orte, wohin ich mich, wenn ich wieder zu reisen imstande bin, begeben muß, noch auch von anderen Einzelheiten; denn Pater Antonius wird, wie ich glaube, nach Alba kommen und Euerer Exzellenz alles berichten.
Nur um eine Gnade bitte ich jetzt noch, die mir Euere Exzellenz jedenfalls gewähren müssen; denn es liegt mir viel daran, daß man erfahre, wie gnädig Sie sich in jeder Hinsicht gegen mich erweisen. Es ist nämlich in jüngster Zeit in Pamplona im Königreich Navarra ein Kollegium der Väter der Gesellschaft Jesu gegründet worden, und sie sind dort schon in Ruhe und Frieden eingezogen. Aber bald darauf erhob sich eine so heftige Verfolgung gegen sie, daß man sie schon aus der Stadt weisen wollte. Sie haben deshalb den Schutz des Kronfeldherrn angerufen, und Seine Gnaden hat sehr liebevoll mit ihnen gesprochen und sich sehr gnädig gegen sie gezeigt. Mögen mir darum Euere Exzellenz die Gefälligkeit erweisen, an diesen Herrn zu schreiben, ihm zu danken für das, was er getan, und ihn zu bitten, auch weiterhin diese Väter zu beschützen und ihnen in allen Fällen, in denen sie des Schutzes bedürfen, seine Huld und Gnade angedeihen zu lassen.
Weil ich um meiner Sünden willen aus eigener Erfahrung weiß, welch ein Jammer es ist, wenn Ordensleute sich verfolgt sehen, so habe ich diese Väter recht bedauert. Ich bin überzeugt, daß jeder, der diesen Vätern Gunst und Hilfe erweist, in den Augen Seiner Majestät sich viele Verdienste sammelt; darum wünschte ich, daß Euere Exzellenz an diesem Gewinn Anteil hätten. Von der Gottgefälligkeit dieses Werkes bin ich so vollkommen überzeugt, daß ich es auch wagen würde, dem Herrn Herzog selbst diese Bitte vorzutragen, wenn er hier im Lande wäre.
Die Bürger dieser Stadt geben vor, daß ihnen um so weniger bleibe, als diese Väter bekommen, und doch hat ein Edelmann diesen Vätern das Haus gebaut und ihnen ein sehr gutes Einkommen verschafft, so daß sie nicht vom Almosen leben müssen. Wäre dies aber auch der Fall, so ist es doch das Zeichen eines sehr schwachen Glaubens, wenn man dem großen Gott nicht so viel Macht zutraut, daß er denen die notwendige Nahrung geben könne, die ihm dienen. Seine Majestät behüte Sie und verleihe Ihnen ein solches Maß von Liebe zu ihr, daß Sie die Trennung von Ihrem Gemahle wenigstens mit Gelassenheit ertragen können! Denn ohne Schmerz sie zu ertragen, wird wohl nicht möglich sein.
Ich ersuche Euere Exzellenz, auch das erbetene Schreiben an den Kronfeldherrn mitzusenden, wenn Sie den gegenwärtigen Brief beantworten. Es soll dies aber nicht wie ein gewöhnliches Bittgesuch abgefaßt sein, sondern nur den Wunsch Euerer Exzellenz zum Ausdruck bringen. Aber wie ungestüm kann ich doch bitten! Doch da ich schon so vieles für Sie erduldet habe und noch erdulde, müssen Sie schon diese Vermessenheit ertragen.
Heute ist der 8. April. Aus unserem Kloster zum heiligen Joseph in Toledo. Ich wollte sagen, heute ist der 8. Mai.
Euerer Exzellenz unwürdige Dienerin und Untergebene
Theresia von Jesu
