64. Brief — An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid
Segovia, am 11. September 1574
Abschluß der Stiftung in Segovia und ihre Rückkehr ins Kloster der Menschwerdung.
Jhs
Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!
Aus dem Briefe an Pater Magister Dominikus werden Sie ersehen, wie es geht und wie der Herr die Verhältnisse so gefügt hat, daß ich nicht zu Ihnen kommen kann. Ich versichere Sie, daß mir dies schwer, recht schwer fällt; denn Sie zu sehen, würde mir jetzt Trost und Freude verschaffen. Doch auch dieses Leid wird vorübergehen wie alles andere in diesem Leben; und wenn ich dies erwäge, so kann ich jegliche Widerwärtigkeit leicht ertragen.
Meiner lieben Casilda empfehle ich mich vielmals. Es ist mir leid, auch sie nicht zu sehen. Ebenso empfehle ich mich der Maria vom Kreuze. Ein andermal wird der Herr es fügen, daß ich länger bei Ihnen sein kann, als es mir diesmal möglich wäre. Sorgen Sie für Ihre Gesundheit! Sie sehen ja, wie viel daran gelegen ist, und kennen meine Besorgnis hiefür; denn ich versichere Sie, daß dies notwendig ist, um die Last zu tragen, die Ihnen dort auferlegt ist. Das viertägige Fieber habe ich nicht mehr. Wenn der Herr will, daß ich etwas unternehme, verleiht er mir auch sogleich eine bessere Gesundheit.
Am Ende dieses Monats werde ich abreisen; ich bin aber noch immer in Furcht, die Schwestern möchten bei meiner Abreise noch nicht im Hause sein, weil mit dem Kapitel der Vertrag dahin lautend abgeschlossen wurde, daß wir sogleich sechshundert Dukaten erlegen. Wir haben zwar von einer Schwester ein sehr bedeutendes Kapital von sechshundertdreißig Dukaten ausständig; allein es findet sich niemand, der uns darauf leihen oder dafür Garantie leisten würde. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott! Denn es würde mich freuen, wenn die Schwestern ihr Haus als Eigentum besäßen, bevor ich sie verlasse. Wollte die Doña Maria das Geld hergeben, so wäre den Schwestern sehr damit gedient; denn das Kapital ist ganz sicher und gut. Benachrichtigen Sie mich, ob dies möglich wäre oder ob Sie jemanden wissen, der es als Hypothek annehmen oder uns auf gute Versicherungen, die mehr als tausend wert sind, etwas leihen wolle, und empfehlen Sie mich Gott, da ich eine so weite Reise und noch dazu im Winter machen muß!
Ich werde spätestens Ende dieses Monats in das Kloster der Menschwerdung zurückkehren. Wenn Sie mir bis dahin einen Auftrag geben wollen, so schreiben Sie mir und machen Sie sich keinen Kummer darüber, daß ich Sie nicht besuche; vielleicht würde es Sie sehr betrüben, mich so alt und entkräftet zu sehen. An alle Schwestern meine Empfehlungen. Ich hätte sehr gewünscht, die Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus zu sehen. Ach, diese Kanoniker haben uns alle gepeinigt! Gott verzeihe es Ihnen!
Wenn Sie dort jemanden haben, der mir einige Realen zu leihen gäbe, so wollte ich sie nicht als Geschenk in Empfang nehmen, sondern sie von dem Gelde zurückbezahlen, das mein Bruder mir geschickt hat, und das, wie man mir berichtete, schon eingetroffen ist. Jetzt habe ich keinen Heller, und so in das Kloster zur Menschwerdung zurückzukehren, geht nicht an. Hier aber steht kein Geld zur Verfügung, weil man es zur Einrichtung des Hauses braucht. Besorgen Sie mir also etwas, sei es wenig oder viel.
Eben jetzt hat man uns zwei ganz tüchtige Jungfrauen genannt, die hier als Nonnen eintreten wollen und mehr als zweitausend Dukaten mitbringen. Von diesem Gelde wird etwas zur Bezahlung des Hauses verwendet, das viertausendsechshundert Dukaten und etwas darüber kostet. Ich sage dies, damit Sie den Herrn lobpreisen, der mir diese Gnade erwiesen hat und auch die, daß die Kandidatinnen so vortrefflich sind. Von den Angelegenheiten der Doña Maria habe ich noch nichts erfahren. Schreiben Sie mir doch darüber und schicken Sie ihr meinen Gruß, damit Sie erfahren, ob sie irgendeinen Auftrag zu geben hat.
Gott sei Dank, daß mein Vater, Pater Dominikus, wieder gesund angekommen ist. Wenn etwa Pater Magister Medina dorthin kommen sollte, so lassen Sie ihm meinen Brief übergeben; denn er ist einer Mitteilung des Paters Provinzial zufolge der Meinung, ich sei ungehalten über ihn wegen eines Briefes, den er an mich geschrieben.
Aber ich habe mehr Grund, ihm zu danken, als ungehalten zu sein. Er wird sich vielleicht auch denken, ich könnte etwa wissen, was er zur anderen Person gesprochen, obwohl ich dieser nichts gesagt habe. Unser Pater Visitator sagte mir, sie sei schon Nonne, habe aber nur tausend Dukaten als Aussteuer mitgebracht. Schreiben Sie mir, wie es ihr geht und was unser Vater sagt! Er wird wohl, weil sie in seinem Orden ist, Geduld haben.
Vor kurzer Zeit habe ich an Euere Ehrwürden einen Brief geschrieben, weiß aber nicht, ob Sie ihn empfangen haben. Es ist gar nicht schön von Ihnen, daß Sie mir so lange Zeit nicht schreiben, da Sie doch wissen, welche Freude Sie mir mit Ihren Briefen machen. Gott sei mit Ihnen! Es tut mir außerordentlich leid, Sie nicht besuchen zu können, obgleich ich es immer noch gehofft hatte. Heute ist der 11. September.
Euerer Ehrwürden ergebene
Theresia von Jesu
Anschrift: An die Mutter Priorin Maria Baptista.
