362. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Madrid
Palencia, am 23. und 24. März 1581
Freude über den Abschluß des Kapitels. Schwierigkeiten, in Palencia ein Haus zu finden. Der heilige Johannes vom Kreuz. Gründung zu St. Alexius.
Jesus sei mit Euerer Paternität und vergelte Ihnen den Trost, den Sie mir durch Übersendung der guten Nachrichten und besonders durch das Breve verschafft haben, das ich nun gedruckt sehen konnte! Zur Vollendung des Ganzen würde nun nichts mehr fehlen als die Drucklegung der Satzungen. Gott wird dafür Sorge tragen; es wird Ihnen schon dies, wie ich wohl einsehe, viele Mühe gekostet haben, und es mußte für Euere Paternität keine kleine Arbeit gewesen sein, dies alles so in Ordnung zu bringen. Gepriesen sei der Herr, der Ihnen solche Fähigkeit zu allem verliehen hat!
Mir kommt diese ganze Sache vor wie ein Traum; denn trotz all unseres Hin und Hersinnens hätten wir dies nie zu einem so guten Ende führen können, wie es Gott jetzt selbst zuwege gebracht hat. Er sei für alles gepriesen in Ewigkeit!
Ich habe bis jetzt sozusagen nichts von dem Breve gelesen; denn was in lateinischer Sprache abgefaßt ist, verstehe ich nicht. Ich werde darum warten, bis die heilige Zeit vorüber ist, und es mir dann von jemandem erklären lassen. Gestern, am Mittwoch in der Karwoche, hat man mir Ihr Paket überbracht. Um meinen Kopf nicht anzustrengen und um mit den Schwestern, deren nur wenige sind, dem Chorgebete beiwohnen zu können, habe ich es nicht gewagt, mehr zu lesen als Ihre Briefe. Ich möchte gern erfahren, wohin Sie sich von Madrid aus zu begeben gedenken; denn es wird der Schwierigkeiten halber, die vorkommen können, notwendig sein, zu wissen, wo Sie sich befinden.
Auch möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich mir bisher immer Mühe gegeben habe und noch damit beschäftigt bin, für uns ein passendes Haus zu suchen; aber ich habe nur ein sehr teueres gefunden, das zudem auch sehr unbequem ist. Wir werden nun wohl darangehen müssen, die Häuser neben der Einsiedelei zu unserer Lieben Frau zu kaufen, obgleich auch diese viele Mängel haben. Gibt uns das Domkapitel einige große Hofräume, so bekommen wir, wenn wir mit der Zeit die Mittel haben, um sie zu bezahlen, einen schönen Garten. Eine Kirche mit zwei Kaplaneien besteht dort schon. Bezüglich des Preises ist man bereits auf vierhundert Dukaten heruntergegangen, und ich hoffe, daß man ihn noch mehr erniedrigen wird.
Ich versichere Euere Paternität, daß ich über die Leute dieser Stadt wirklich staunen muß, da sie uns so reichliches Almosen spenden. Finden wir nur die notwendige Nahrung — die gottesdienstlichen Verrichtungen in der Kirche kommen nämlich teuer zu stehen —, so wird dieses Kloster wohl eines Ihrer besten. Werden noch einige sehr hohe Terrassen abgetragen, so wird, wie man sagt, das Kloster sehr hell. Zum Wohnen sind mehr Räumlichkeiten vorhanden, als notwendig sind. Müge Gott daran sein Wohlgefallen haben und Euere Paternität behüten! Ich kann mich heute nicht weiter verbreiten, da Karfreitag ist.
Ich habe vergessen, mir von Ihnen etwas zu meinem Osterkuchen zu erbitten. Gott gebe, daß Sie meiner Bitte Gehör schenken! Ich habe den Pater Johannes vom Kreuz in seiner Trübsal getröstet, die er durch sein Verweilen in Andalusien empfindet; er kommt mit den Bewohnern dieses Landes gar nicht zurecht. Ich habe ihm versprochen, mich für ihn zu verwenden, daß er wieder nach Kastilien komme, falls uns Gott die Gnade zur Errichtung einer eigenen Provinz schenken würde. Jetzt bittet er mich, mein Versprechen einzulösen, da er fürchtet, man werde ihn in Baeza zum Prior wählen. Auch schreibt er mir, ich möchte bei Ihnen Fürbitte einlegen, daß Sie diese Wahl nicht bestätigen. Es ist billig, ihm diesen Trost zu gewähren, wenn es in Ihrer Macht liegt; denn er muß sehr viel ausstehen. Fürwahr, mein Vater, ich wünschte, wir hätten in Andalusien nur wenige Klöster; denn ich bin der Ansicht, daß sie den Klöstern in Kastilien nur nachteilig sein werden.
Jene Priorin von St. Alexius ist, wie man mir sagt, vor Freude ganz außer sich. Es ist wirklich ganz merkwürdig, zu sehen, wie sie sich infolge ihrer Freude benimmt. Auch die unbeschuhten Karmelitinnen zu Palencia können dem Ausdruck ihrer Freude, die sie darüber empfinden, daß sie einen so guten Vater haben, kein Ziel setzen. Ihre Freude ist Vollkommen. Gott gebe uns jene Freude, die kein Ende nimmt, und Euerer Paternität verleihe er recht glückliche Osterfeiertage! Entrichten Sie auch den Herrschaften dort dieselben guten Wünsche! Diese werden gewiß sehr glücklich sein, wenn Sie an diesen Tagen in ihrer Mitte verweilen. Alle Schwestern, besonders meine Begleiterinnen, empfehlen sich Ihnen angelegentlich. Das übrige schreibe ich in meinem Briefe an Pater Nikolaus. O welch eine Freude ist es für mich, daß Sie an ihm einen so trefflichen Gefährten haben! Ich möchte gern erfahren, was aus Pater Bartholomäus geworden ist. Er würde sich sehr gut zum Amt eines Priors für eine neue Gründung eignen.
Euerer Hochwürden Dienerin und Untergebene
Theresia von Jesu
