122. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Toledo, am 13. Oktober 1576
Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!
Ihre Erkrankung hat mir großes Leid verursacht. Ich weiß nicht, was ich anfangen soll, damit mir die Krankheiten meiner Priorinnen nicht mehr so zu Herzen gehen. Das Befinden der Priorin von Malagón ist jetzt, Gott sei Dank, besser. Sorgen Sie ja für Ihre Gesundheit, aber gebrauchen weder Sie noch die Schwestern Sarsaparillenwasser. Wenden Sie doch um der Liebe Gottes willen Mittel gegen Ihr Fieber an, wenn es auch nicht gerade Führmittel sind. Einigen Trost gewährte mir die Erinnerung, daß die Schwestern schon manchmal meinten, sie hätten das Fieber, während ich indessen bemerkte, daß dies nicht der Fall sei. Gott erhalte Sie mir gesund, um was ich ihn bitte! Amen.
Durch Figueredo kamen die Briefpakete sehr gut an, und so werden die Briefe durch ihn immer gut ankommen. Das Geld für das Porto wird auf diese Weise sicher befördert. Auf der Adresse können Sie bemerken, wieviel Geld sich in dem Briefe befindet, aber unterlassen Sie nicht, das Porto hineinzulegen. Sie müssen mir auch schreiben, auf welchem Wege Sie meine Briefe erhalten; denn ich bin noch jetzt im Zweifel, ob Sie jene, die ich Ihnen übersandte, erhalten haben. Wenn die Briefe durch Figueredo gesendet werden, so kommen sie nicht in Gefahr; denn er ist vorsichtig und ein braver Mann. Obgleich Sie mir auf einige Briefe geantwortet haben, so weiß ich doch nicht mehr, in welchem Briefe ich hierüber schon an Sie geschrieben habe. Gott behüte Sie, denn Sie ordnen alles vortrefflich an. Was die Briefe betrifft, die man Ihnen für mich übergibt, so ist es nicht notwendig, daß Sie diese den Ihrigen beilegen; das ist nach meiner Ansicht zuviel Mühe für Sie.
O wie sehr beneide ich Sie und Ihre Töchter um jene Predigten und wie sehr wünschte ich bei Ihnen allen zu sein! Hier sagt man, ich würde größere Liebe zu Ihrem Kloster tragen als zu allen anderen. Und wahrhaftig, ich weiß nicht, wie es kommt, daß ich Ihnen allen so sehr zugetan bin. Ich wundere mich darum nicht, daß auch Euere Ehrwürden mich lieben, da auch ich Sie immer geliebt habe; es freut mich, daß Sie dies auch aussprechen. Vom Vergangenen soll nicht mehr die Rede sein; denn es hing dies, wie ich gewiß glaube, nicht von Ihnen ab. Der Mut, den Sie an den Tag legen, gefällt mir, und so glaube ich auch, daß der Herr Ihnen beistehen werde. Möge es ihm gefallen, Ihnen Gesundheit zu verleihen, wie ich ihn darum bitte!
Über die Einkleidung und die Profeß habe ich mich sehr gefreut. Übermitteln Sie diesen Schwestern meine Glückwünsche. Die Schwester Elisabeth vom heiligen Franziskus hat mir mit ihren Briefen große Freude bereitet, und auch die Briefe der anderen Schwestern haben mich sehr getröstet. Sagen Sie ihnen, Sie möchten mir verzeihen, wenn ich ihnen nicht antworte. Die Briefe, die ich in Sevilla erhielt, lassen sich an Zahl gar nicht vergleichen mit jenen, die ich erhalte, seitdem ich hier bin. Es ist entsetzlich.
Bezüglich der Verwandten des García Alvarez tun Sie, was Sie für gut erachten. Er wird die Wahrheit sagen; und da es sich um Personen handelt, die zu seiner Familie gehören, so hat man nichts Schlimmes zu fürchten. Finde ich Zeit, so werde ich an ihn schreiben und ihn bitten, doch nicht zu unterlassen, die Beichten der Schwestern abzunehmen. Was Sie mir in dieser Hinsicht mitgeteilt, hat mir leid getan. Kann ich ihm nicht schreiben, so sagen Sie es ihm in meinem Namen. Die Krankheit unseres guten Paters Prior macht mir großen Kummer. Wir empfehlen ihn Gott. Ich fürchte, daß der Eilbote nicht abgeht, und darum schreibe ich ihm nicht. An ihm werden Sie viel verlieren, [wenn er stirbt], allein Gott, der kein Ende kennt, bleibt Ihnen immerdar.
Was das Gebet jener Schwestern betrifft, so schreibe ich an unseren Vater; er wird mit Ihnen darüber sprechen. Begegnet der Schwester [Elisabeth] vom heiligen Hieronymus etwas Außerordentliches, so schreiben Sie es mir. Mit Rodrigo Alvarez soll man es in keiner Weise besprechen, wohl aber mit Acosta. Senden Sie diesem einen schönen Gruß von mir; denn ich stehe sehr gut mit ihm, und wir verdanken ihm viel.
Sehr hat es mich gefreut, was Sie mir bezüglich der Hauskaufsteuer geschrieben haben. Mein Bruder hat nämlich das Landgut La Serna gekauft, ein abgegrenztes Gebiet in der Nähe von Ávila, das vortreffliche Weideplätze, Getreidefelder und Waldungen umfaßt und wofür er vierzehntausend Dukaten bezahlt. Nun hat er jetzt nicht soviel Geld und muß einen Teil schuldig bleiben. Da wäre es sehr gut, wenn Sie ihm zur Bestreitung des täglichen Bedarfes den dritten Teil seines Guthabens zusenden könnten. Ich hoffe indessen zu Gott, er werde es nicht notwendig haben. Wenn die Verkäufer des Hauses sich mit Abschlagszahlungen begnügten, so wäre den Schwestern viel geholfen.
Sie schreiben mir ja nichts von der Frau des Stellvertreters des Bürgermeisters; empfehlen Sie mich diesen Herrschaften und allen Schwestern sowie auch dem Delgado und dem Blasius, und wen Sie sonst noch sehen. Gott sei mit Ihnen! Dem Pater Gregor senden Sie einen Gruß von mir; er möge mir immer über sein Befinden Nachricht geben. Gott verleihe Euerer Ehrwürden [gute] Gesundheit! Ihre Handarbeiten freuen mich; übrigens sollen Sie bei Ihrem Fieber nicht spinnen; denn Sie strengen dadurch Ihren Arm so sehr an und spinnen so viel, daß auf diese Weise das Fieber Sie nie verlassen wird. Meine Empfehlungen an Margaretha.
Wenn bei Ihnen eine Laienschwester aufzunehmen ist, so beachten Sie, daß eine Verwandte unseres Vaters uns sehr bestürmt. Geben Sie mir Nachricht, ob sie aufgenommen werden kann. Die Priorin von Valladolid hat sie gesehen und sagt, daß sie als Laienschwester schon geeignet wäre; wahrscheinlich kann sie nicht lesen. Unser Vater will nicht von ihr reden. Sein Schwesterchen ist ein außerordentliches Kind und von sanfterem Charakter als die kleine Theresia; sie hat seltene Talente. Ich habe an ihr große Freude.
Heute ist der 13. Oktober.
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesu
Anschrift: An die Priorin vom hl. Joseph in Sevilla, meine Tochter.
